Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Aktionsbündnis: Zentralklinik überfordert kommunale Haushalte

Ebbe in den kom­mu­na­len Kas­sen

Aurich (okj) – Grü­ne und die GFA/FDP-Grup­pe im Auricher Kreis­tag haben die inter­frak­tio­nel­le Arbeits­grup­pe ver­las­sen, die sich im Mai die­ses Jah­res zur Auf­ga­be gestellt hat­te die Schul­den­ber­ge des Land­krei­ses abzu­tra­gen. Ein Impuls zu die­sem Schritt sei der Vor­stoß von Land­rat Harm-Uwe Weber (SPD) gewe­sen. Die­ser hat­te ver­sucht für die Trä­ger­ge­sell­schaft der Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil ein soge­nann­tes Gesell­schaf­ter­dar­le­hen in Höhe von einer Mil­lio­nen Euro aus Haus­halts­mit­teln zu bekom­men. In der heu­ti­gen Aus­ga­be der Ost­frie­sen-Zei­tung (17.10.15) erklär­te Bea­te Jero­min-Olde­wur­tel (Grü­ne), die­ser Vor­gang habe ihr end­gül­tig vor Augen geführt, dass der „spar­zwang­be­ding­te Lei­dens­druck“ bei Weber gewi­chen sei.

0_bigAuch im Akti­ons­bünd­nis für den Erhalt der wohn­ort­na­hen Kran­ken­häu­ser wird die Aus­ga­be­po­li­tik des Land­krei­ses zuneh­mend kri­tisch gese­hen. Der Plan, ein neu­es Kran­ken­haus in Georgs­heil zu errich­ten und die bestehen­den Häu­ser zu schlie­ßen, sei mit einem Min­des­maß an Weit­sicht durch den bereits heu­te über­schul­de­ten Haus­halt des Land­krei­ses nicht zu finan­zie­ren. Trotz einer mög­li­chen För­de­rung durch das Land Nie­der­sach­sen, blie­be ein erheb­li­cher Eigen­an­teil für die Kom­mu­nen übrig.

Wei­ter­hin sei­en etli­che Inves­ti­tio­nen in unbe­kann­ter Mil­lio­nen­hö­he nicht nur allein für die Erschlie­ßung der Infra­struk­tur im geplan­ten Bau­ge­biet Georgs­heil erfor­der­lich. Par­al­lel dazu müss­te wei­ter­hin in die bestehen­den Stand­or­te inves­tiert wer­den.

Schulden machen gegen den Willen der Bürger ?

2014-05-03_0021

Sor­gen über den Schul­den­berg des Land­krei­ses. Haus­halts­po­li­ti­ke­rin Sig­rid Grie­sel (GfA)

Bereits Anfang des Jah­res hat­te Aurichs Bür­ger­meis­ter Heinz-Wer­ner Wind­horst in einem Exklu­siv-Inter­view der Ost­frie­si­schen Nach­rich­ten (17.02.15) erklärt, dass durch die abseh­ba­re Schul­den­last die neue Kli­nik in Georgs­heil der Pri­va­ti­sie­rung aus­ge­setzt wer­den könn­te. Damit wür­de einer Pri­va­ti­sie­rung der Kran­ken­haus­land­schaft in ganz Ost­fries­land Tür und Tor geöff­net. Der damit ver­bun­de­ne rui­nö­se Wett­be­werb wer­de auch die Nach­bar­kom­mu­nen in Leer und Witt­mund in Mit­lei­den­schaft zie­hen.

Sei­ne Vor­gän­ge­rin im Amt des Auricher Bür­ger­meis­ters, Sig­rid Grie­sel, hat­te bereits im Janu­ar im Sonn­tags­ge­spräch bei Radio Ost­fries­land (Stu­dio Aurich) erklärt, die Fol­ge­kos­ten des Pro­jek­tes wür­den dazu füh­ren, dass man ab 2027 über einen Ver­kauf der neu­en Kli­nik spre­chen müs­se. In Krei­sen des Akti­ons­bünd­nis­ses hält man die­se Pro­gno­se für „zu opti­mis­tisch“. Nicht aus­zu­schlie­ßen sei, dass sich noch wäh­rend der Bau­pha­se abzeich­nen könn­te, dass sich der Land­kreis Aurich aber auch die Stadt Emden mit dem Pro­jekt über­nimmt.

Reduzierte Kreisumlage aus Aurich

Schleudergefahr

Schleu­der­ge­fahr für kom­mu­na­le Kas­sen­la­ge

Erfah­rungs­ge­mäß wer­den Bau­pro­jek­te der öffent­li­chen Hand erheb­lich teu­rer, als zuvor ange­nom­men. Zudem stün­den die kom­mu­na­len Haus­hal­te durch die Flücht­lings­kri­se vor erheb­li­chen Aus­ga­ben. Sor­gen kön­ne man sich auch mit Blick auf den Emder Haus­halt machen. Die­ser wer­de durch die Pro­ble­me des VW-Kon­zerns mit erheb­li­chen Ein­bu­ßen zu rech­nen haben. Schwie­rig sei auch die Haus­halts­la­ge der Stadt Aurich. Deren Gewer­be­steu­er-Ein­nah­men haben sich mitt­ler­wei­le erheb­lich redu­ziert. Aus die­sem Grun­de muss­te der Land­kreis Aurich meh­re­re Mil­lio­nen Euro aus der Kreis­um­la­ge an die Stadt Aurich zurück­zah­len.

Nach Auf­fas­sung des Akti­ons­bünd­nis­ses, muss das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik wegen der pre­kä­ren Haus­halts­la­ge der Kom­mu­nen gestoppt wer­den. Statt des­sen sei­en ver­füg­ba­re Mit­tel dar­auf zu kon­zen­trie­ren, die bestehen­den Kran­ken­häu­ser zu bewah­ren indem sie saniert und für die Zukunft fit gemacht wer­den. Die­ses ent­sprä­che auch dem Wil­len der Bür­ger, die als Steu­er­zah­ler das Geld erar­bei­ten, wel­ches die Poli­tik hier aus­zu­ge­ben gedenkt. Ein Plan B sei jetzt drin­gend erfor­der­lich. Allein dies bedarf erheb­li­cher Anstren­gun­gen.

Kritische Öffentlichkeit erforderlich

Wenn füh­ren­de SPD-Poli­ti­ker schon nicht in der Lage sei­en die Bür­ger ernst zu neh­men, die sich mehr­heit­lich gegen das Vor­ha­ben Zen­tral­kli­nik aus­ge­spro­chen haben, soll­ten sie wenigs­tens eine rea­lis­ti­sche Haus­halts­po­li­tik im Auge haben, heißt es in Krei­sen des Akti­ons­bünd­nis­ses. Als „star­kes Stück“ bezeich­ne­ten die Mit­glie­der den Ver­such des Land­rats, hin­ter ver­schlos­se­nen Türen allein für die Pla­nungs­ar­bei­ten Zen­tral­kli­nik „mal eben“ zwei Mil­lio­nen Euro aus den öffent­li­chen Haus­hal­ten des Krei­ses und der Stadt Emden mit jeweils einer Mio. € ”abzu­zwa­cken”.

pressespiegelNur der Auf­merk­sam­keit der hie­si­gen Lokal­zei­tun­gen sei es zu ver­dan­ken gewe­sen, das die Öffent­lich­keit dar­über infor­miert wur­de. Posi­tiv zu wer­ten sei auch, das im Kreis­aus­schuss Webers Geld­for­de­run­gen von allen dort ver­tre­te­nen Par­tei­en abge­lehnt wur­de. Der Kreis­aus­schuss geneh­mig­te Weber ledig­lich 200.000 €. Man hof­fe, das auch der Ver­wal­tungs­aus­schuss in Emden die schwie­ri­ge Haus­halts­la­ge der Stadt im Auge behält.

AB_logoInzwi­schen hat das Akti­ons­bünd­nis mit den Vor­be­rei­tun­gen eines Bür­ger­be­geh­rens begon­nen. In einem Schrei­ben an den Land­kreis ist die­ser auf­ge­for­dert wor­den, Fra­gen zur finan­zi­el­len Lage der Ubbo-Emmi­us-Kli­ni­ken zu beant­wor­ten. Zu klä­ren wäre letzt­lich auch, war­um Kran­ken­häu­ser in Witt­mund und Leer, die eine ähn­li­che Grö­ße wie die UEK haben oder noch klei­ner sind, nicht in Defi­zi­te rut­schen, Defi­zi­te die in ganz Nie­der­sach­sen an der Spit­ze lägen.


Im Wortlaut:

”Pri­va­ti­sie­rung wird Tür und Tor geöff­net”: ON-Exklu­siv-Inter­view mit Aurichs Bür­ger­meis­ter Heinz-Wer­ner Wind­horst zur Zen­tral­kli­nik (17. Febru­ar 2015)


Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.