Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Aktionsbündnis: Kommunale Parlamente müssen Zentralklinik noch zustimmen

JWI G 1824

Noch kein ”Go” für Zentralklinik

Aurich/Norden (okj) – Das Votum des Kran­ken­haus-Pla­nungs­aus­schuss am ver­gan­ge­nen Mitt­woch (8.7.) in Han­no­ver für wei­te­re Pla­nun­gen einer Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil ist kei­ne Ent­schei­dung für eine finan­zi­el­le För­de­rung durch das Land Nie­der­sach­sen.

In den Kran­ken­haus­plan kann nur ein Kli­ni­kum mit ent­spre­chen­der Bet­ten­zahl auf­ge­nom­men wer­den, das medi­zi­ni­sche Leis­tun­gen anbie­tet. Das ist mit Blick auf das Zen­tral­kli­ni­kum zum jet­zi­gen Zeit­punkt gar nicht mög­lich“, erklär­te der Lei­ter des Refe­rats Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit des Han­no­ve­ra­ner Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums Uwe Hil­de­brandt am Don­ners­tag (9.7.) auf Anfra­ge des Ost­frie­si­schen Kli­nik-Jour­nal (okj).

Vor­aus­set­zung für eine För­de­rung sei unter ande­rem die Sicher­stel­lung der Erreich­bar­keit mit öffent­li­chem Nah­ver­kehr, die Reor­ga­ni­sa­ti­on des Ret­tungs­diens­tes sowie der Aus­bau von Gesund­heits­zen­tren an den bis­he­ri­gen Kran­ken­haus­stand­or­ten. An dem zwei­mal jähr­lich tagen­den Aus­schuss neh­men unter ande­rem Ver­tre­ter der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­run­gen, kom­mu­na­le Spit­zen­ver­bän­de und die nie­der­säch­si­sche Kran­ken­haus­ge­sell­schaft teil.

Finanzielles Risiko für Kommunen nicht abschätzbar

JWI G 2380Ab jetzt müs­sen kon­kre­te Zah­len über die Gesamt­kos­ten des Vor­ha­bens offen­ge­legt wer­den“, heißt es in einer am Don­ners­tag ver­brei­te­ten Pres­se­mit­tei­lung des Akti­ons­bünd­nis­ses für den Erhalt wohn­ort­na­her Kran­ken­häu­ser. Der­zeit wer­de offi­zi­ell von rund 250 Mio. € gespro­chen. Davon müss­ten nach Bekun­den der Pla­ner das Land Nie­der­sach­sen mehr als die Häl­fe über­neh­men. Andern­falls kön­ne die Kli­nik nicht gebaut wer­den. Dies über­stei­ge jedoch den bis­lang gesetz­ten Rah­men der nie­der­säch­si­schen Kran­ken­haus­för­de­rung.

Wei­ter heißt es in der Pres­se­mit­tei­lung: „Neben einem Eigen­an­teil von geschätz­ten rund 125 Mio. €, die Land­kreis Aurich und Stadt Emden aus dem eige­nen Haus­halt allein für Neu­bau­kos­ten auf­zu­brin­gen haben, kämen wei­te­re Auf­wen­dun­gen in Mil­lio­nen­hö­he für Infra­struk­tur­maß­nah­men und wei­ter auf­lau­fen­de Defi­zi­te der Kran­ken­häu­ser in unbe­kann­ter Grö­ßen­ord­nung hin­zu“.

Privatisierung Zentralklinik durch öffentliche Überschuldung nicht ausschließbar

Nach Ein­schät­zung des Akti­ons­bünd­nis­ses, sei­en die finan­zi­el­len Risi­ken für bei­den Kom­mu­nen der­art groß, dass kurz nach Fer­tig­stel­lung der neu­en Zen­tral­kli­nik ein Not­ver­kauf an pri­va­te Betrei­ber von nie­man­dem aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

BereitschaftsdienstDas The­ma „Zen­tral­kli­nik“ sei von der hie­si­gen Poli­tik gene­rell falsch ange­gan­gen wor­den. Seit Mona­ten wür­den alle über die Zen­tral­kli­nik spre­chen, ohne dar­über Aus­kunft geben zu kön­nen, wie die wohn­ort­na­he Gesund­heits­vor­sor­ge der Men­schen sicher­ge­stellt wer­den soll. Nor­der Kas­sen­ärz­te hat­ten bereits im Novem­ber 2013 eine früh­zei­ti­ge Ein­be­zie­hung der Bevöl­ke­rung ein­ge­for­dert, um Unsi­cher­hei­ten in der Gesund­heits­vor­sor­ge zu ver­mei­den.

Bereits heu­te feh­le eine enge Ver­zah­nung medi­zi­ni­scher Dienst­leis­tun­gen, vor allem auch im ambu­lan­ten Bereich. Die­ser wei­se ; auch bedingt durch die begrenz­te Zulas­sung nie­der­ge­las­se­ner Ärz­te erheb­li­che Män­gel auf. Der Pati­ent wer­de im All­tag viel­fach zum Spiel­ball einer büro­kra­ti­sier­ten und vor allem öko­no­mi­sier­ten Gesund­heits­po­li­tik. Die bestehen drei Kran­ken­häu­ser in Nor­den, Aurich und Emden trü­gen der­zeit dazu bei, die­sen akut bestehen­den Man­gel aus­zu­glei­chen. Auch das kön­ne ein Grund für die finan­zi­el­le Schief­la­ge sein.

Schlag: Das Land bleibt viele Antworten schuldig

JWI G 0951Dem in Nor­den erschei­nen­den „Ost­frie­si­scher Kurier“, sag­te Nor­dens Bür­ger­meis­te­rin Bar­ba­ra Schlag am Frei­tag (10.7.), dass das Land Nie­der­sach­sen vie­le Ant­wor­ten schul­dig blei­be. Schlag: „Nie­mand kann mir sagen, wie­so die Zen­tral­kli­nik alter­na­tiv­los ist.“ Eine struk­tu­rel­le Neu­aus­rich­tung der ost­frie­si­schen Kran­ken­haus­land­schaft, wie der Aus­s­schuss emp­foh­len hat, wer­de auch von den Kri­ti­kern der Zen­tral­kli­nik gefor­dert. Dies aller­dings unter Bei­be­hal­tung der drei Kran­ken­haus­stand­or­te.

Windhorst: Stadt Aurich unterstützt Bürgerbegehren

Gegen­über den in Aurich erschei­nen­den „Ost­frie­si­schen Nach­rich­ten“ (ON) erklär­te Aurichs Bür­ger­meis­ter Heinz-Wer­ner Wind­horst, dass die Stadt ein Bür­ger­be­geh­ren gegen die geplan­te Zen­tral­kli­nik unter­stüt­zen wer­de. Der­zeit wer­den dafür recht­li­che Grund­la­gen geprüft. Wie die ON in ihrer Aus­ga­be vom Frei­tag (10.7.) berich­ten, hat­te der Ver­wal­tungs­aus­schuss der Stadt bereits am 29. Juni einen ent­spre­chen­den Beschluss gefasst.

Klares Votum von Kreistag und Emder Rat gefordert

JWI D 0474Unsi­cher­heit bestehe der­zeit bei der Fra­ge, ob die Beschlüs­se des Emder Stadt­ra­tes vom 12. März und des Auricher Kreis­tags vom 18. März bereits als Grund­satz­be­schluss für eine Zen­tral­kli­nik gel­ten. Der Emder Rat und der Kreis­tag hat­ten der Grün­dung einer gemein­sa­men Trä­ger­ge­sell­schaft zuge­stimmt.

Nach Auf­fas­sung des Akti­ons­bünd­nis­ses, müs­sen die von den Bür­gern gewähl­ten Man­dats­trä­ger aller­dings geson­dert für eine Zen­tral­kli­nik und die Schlie­ßung der drei Stand­or­te stim­men. Die bis­lang zu beob­ach­ten­de ”par­la­men­ta­ri­sche Sala­mi­tak­tik” zur Durch­set­zung der Zen­tral­kli­nik sei anbe­tracht des tief­grei­fen­den Struk­tur­wan­dels in der ost­frie­si­schen Kran­ken­haus­land­schaft nicht hin­nehm­bar.

So habe Land­rat Harm-Uwe Weber auf der Kreis­tags­sit­zung am 18. März allen Abge­ord­ne­ten erklärt, das der Trä­ger­schafts­ver­trag ledig­lich dazu die­ne, for­mal kor­rekt über­haupt einen För­der­an­trag in Han­no­ver stel­len zu kön­nen. Auch Emdens Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Bor­n­e­mann hat­te bereits am 22. 10. 2013 in einem Inter­view mit ostfriesen.tv erklärt, dass eine Zustim­mung durch den Rat der Stadt Emden und des Kreis­ta­ges erfor­der­lich sei. Unab­hän­gig vom Abstim­mungs­ver­hal­ten ein­zel­ner Man­dats­trä­ger, habe zu gel­ten, dass die obers­ten Orga­ne der hie­si­gen Kom­mu­nal­po­li­tik auch für die Bür­ger trans­pa­rent abstim­men.


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