Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Kreistag segnet Konsortial-Vertrag ab – Landrat beschimpft Kommunalrechtsjuristen

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Befür­wor­ter Zen­tral­kli­nik demons­trier­ten vor der Kreis­tags­sit­zung für den Kon­sor­ti­al­ver­trag

Aurich (okj) – Mit 37 Ja-Stim­men, 9 Nein und 5 Ent­hal­tun­gen hat der Auricher Kreis­tag am heu­ti­gen Don­ners­tag (29.09.) den Kon­sor­ti­al­ver­trag zwi­schen der Stadt Emden, dem Land­kreis Aurich, deren Kran­ken­haus­be­triebs­ge­sell­schaf­ten und der Zen­tral­kli­nik GmbH gebil­ligt. Zuvor hat­te Land­rat Harm-Uwe Weber (SPD) mit schar­fen Wor­ten ver­sucht, die Ein­schät­zun­gen des Kom­mu­nal­recht­lers Prof. Dr. Thors­ten Koch (Osna­brück) zu ent­kräf­ten. Er, Weber, habe einen sol­chen Blöd­sinn schon lan­ge nicht gehört. Man wer­de sich der­ar­ti­ges nicht bie­ten las­sen.

Die Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­te Gila Alt­mann (Grü­ne) bemerk­te sicht­lich amü­siert, das mit Webers Dar­le­gun­gen gera­de vor­ge­führt wer­de, wie ein Jurist über einen ande­ren zu spre­chen gedenkt. Weber berief sich vor allem dar­auf, dass die BDO-Legal, die die­sen Ver­trag erar­bei­tet habe, mehr Durch­blick habe als ein Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor, des­sen Dar­le­gun­gen er als ober­fläch­lich bezeich­ne­te.

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Kla­re Mehr­heit für die Schlie­ßung bestehen­der Kran­ken­häu­ser und das Mil­lio­nen-Pro­jekt Zen­tral­kli­nik

Bür­ger, die dem Vor­ha­ben Zen­tral­kli­nik kri­tisch gegen­über­ste­hen, wer­te­ten Webers Beschimp­fun­gen des Fach­ju­ris­ten als „unge­hö­rig“ und wenig „sou­ve­rän“. Das es unter­schied­li­che Rechts­auf­fas­sung gibt, sei schließ­lich Nor­ma­li­tät. Wenn im Rechts­we­sen alles so klar wäre, wie Weber hier ver­such­te zu ver­mit­teln, bräuch­te man kei­ne Gerich­te.

Wesentliche Gesichtspunkte vernebelt?

Im übri­gen irre sich Weber, wenn er glau­be, dass die bereits vor 10 Jah­ren betrie­be­ne Über­füh­rung der eins­ti­gen Kreis­kran­ken­häu­ser in eine pri­vat­recht­li­che gGmbH heu­te ohne neu­er­li­che Begrün­dung für die Über­nah­me durch die Zen­tral­kli­nik GmbH erfol­gen kön­ne. Hier ste­he eine ande­re Neu­grün­dung an, die geson­dert geprüft wer­den müs­se. Im Übri­gen erset­ze eine aus­führ­li­che Dis­kus­si­on des Für und Wider nicht die kom­mu­nal­ver­fas­sungs­recht­lich erfor­der­li­chen Schrit­te. Das soll­te ein Land­rat wis­sen. Hier wer­de offen­sicht­lich gezielt ver­sucht, wesent­li­che Gesichts­punk­te zu ver­ne­beln. Auf die ins­ge­samt fünf Punk­te, die aus kom­mu­nal­recht­li­cher Sicht zu beach­ten wären, ging Weber nicht im ein­zel­nen ein.

5 Mio. Euro: Geld für Flüchtlinge soll nun für Zentralklinik-Planung verwendet werden

wp_20160929_16_51_23_proDie von der Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ten Sig­rid Grie­sel ange­merk­ten haus­halts­recht­li­chen Beden­ken, wur­den eben­falls nicht wei­ter auf­ge­grif­fen. Wie die Abge­ord­ne­te Gila Alt­mann in ihrer Rede berich­te­te, habe man in den letz­ten zwei Tagen „fünf Mil­lio­nen nicht benö­tig­te Gel­der“ im Haus­halt gefun­den. Die­se sol­len nun für die Pla­nungs­kos­ten ver­wen­det wer­den. Das Geld stammt aus der Zuwei­sung des Lan­des für Auf­wen­dun­gen, die den Kom­mu­nen durch die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen ent­ste­hen. Da die gro­ßen Flücht­lings­strö­me bis­lang aus­ge­blie­ben sind, wol­le man die­ses Geld nun für die Zen­tral­kli­nik-Pla­nung ver­wen­den.

Das Vor­ha­ben Zen­tral­kli­nik kann nach die­sem Beschluss jetzt nur noch durch einen Bür­ger­ent­scheid gestoppt wer­den oder dadurch, dass För­der­gel­der durch das Land Nie­der­sach­sen nicht in der Höhe gezahlt wer­den, wie es die Pro­jekt-Pla­ner erwar­ten. Soll­te ein Bür­ger­ent­scheid gegen das Pro­jekt aus­fal­len, ist im Kon­sor­ti­al­ver­trag auf­ge­nom­men wor­den, dass die betei­lig­ten Ver­trags­part­ner drei Mona­te Zeit haben, um eine Lösung für die­sen Fall zu erar­bei­ten.


Wei­te­re – aus­führ­li­che – Berich­te zur Kreis­tags­sit­zung ent­neh­men sie bit­ten den mor­gi­gen Aus­ga­ben ihrer Lokal­zei­tun­gen


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