Ein Feature – von Margitta Schweers
Don Quijote, der Ritter der traurigen Gestalt, der auf seinem klapprigen Pferd Rosinante kläglich versuchte, Windmühlen zu bekämpfen. Er führte als „Ritter ohne Furcht und Tadel“, jedoch auch als „Ritter der traurigen Gestalt“ einen aussichtslosen Kampf. Zumindest aus dem Deutschunterricht kennen viele von uns die Geschichte des Dichters Miguel de Cervantes. Er zeichnete das Bild eines Antihelden, der sich wehrt und sich beschwert, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben…
Auch in Ostfriesland haben wir hie und da Windmühlen. Gegen die kämpfte Hilko Gerdes in der Vergangenheit zwar nicht, aber seine mutigen Worte, die er seinen Kreistagskollegen in den vergangenen Tagen schriftlich vorlegte, sind unterschwellige Zeugnisse der Versuche der CDU, sich gegen Zielsetzungen und Arbeitsweisen der führenden SPD im Lande der Ostfriesen durchzusetzen. Seit 1968 gehört Hilko Gerdes dem Kreistag für die CDU an. Eine lange Zeit, in der er unermüdlich zusah, wie sich die Situation der UEK im Landkreis Aurich zuspitzte. Er selbst sagt, dass er sich in deutlich mehr als 200 Stunden seiner Abgeordnetenzeit mit dem Thema UEK beschäftigt hat. Das war mit Sicherheit eine leidvolle Zeit.
Hilko Gerdes fordert in seinem Schreiben vom 03.03.2016 alle Beteiligten im Zentralklinikkonflikt dazu auf, emotionslos Pro und Contra des Themenbereiches abzuwägen und auf persönliche Angriffe zu verzichten. Natürlich ist das Thema für den „bauchgefühlten“ Bürger mit starken Emotionen belegt. Trotz allem schaffen die Menschen des Landkreises, denen man unterstellt, sie wären uninformiert, sich auf die Faktenlage zu konzentrieren. Wer aber erwartet, dass der durchschnittliche Ostfriese nach Politikermanier ebenso eiskalt und emotionslos zusieht, wenn über seine Gesundheitsversorgung diskutiert wird, der erwartet sehr viel vom Bürger!
Schweigepflicht durchbrochen ?
In Hilko Gerdes Worten schwingt Trauer mit. Einst zeigte er kluge Lösungsvorschläge – das Konzept, die Kliniken unter einer Holding gemeinsam und ohne Konkurrenz zu führen – zusammenzuarbeiten statt gegeneinander – schien ihm lange Zeit der richtige Lösungsansatz zu sein. Tapfer setzte er sich für die Umsetzung ein und verstiess dabei sogar gegen die ihm auferlegte Schweigepflicht, als er in letzter Minute den Stadtrat Aurich über die geplanten Änderungen des Landkreises informierte. Das war ein Risiko von Herrn Gerdes, doch er war bereit, dieses Risiko auch gegen den Landrat einzugehen. Hut ab vor diesem Elan, sich Verbündete zu suchen – gegen Pläne, die er als verantwortungsvoller Politiker nicht mittragen wollte.
Nach seinen Worten ist er für den Erhalt einer gesunden Krankenhauslandschaft selbst in Wittmund vorstellig geworden. Ihm erschien es sinnvoller, sich dort nach Kooperationspartnern umzusehen – auch dies, ohne Auftrag des Landrates. Es muss sehr schmerzvoll gewesen sein, dass auch dieser „Versuch der gelebten Oppositionsarbeit“ kläglich gescheitert ist.
Immer wieder Bredehorst
Er schreckte sogar nicht davor zurück, die Öffenlichkeit auf das drastische Versagen der Geschäftsführung hinzuweisen, welches besonders deutlich wurde, nachdem das Bredehorstgutachten als Anklageschrift auf dem Tisch der Verantwortlichen lag. Einst hat er es mit in Auftrag gegeben, um endlich Licht ins Dunkel der Tragödie von Misswirtschaft und Fehlplanungen zu bringen. Aber er hat sich überschätzt. Der Wind, den er durch die Bennenung der Schuldigen auf die Windmühlenflügel der SPD Regierung im Landkreis brachte, drehte sich und schlug ihm hart ins eigene Gesicht. Ja, es muss schmerzhaft gewesen sein, dass der gute Plan, die UEK durch Bredehorst retten zu wollen, von der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat, den Ärzten und selbst von der Mehrheit des Kreistages nicht umgesetzt werden sollte.
Man kann heute sogar davon sprechen, dass der Gutachter in seiner Arbeit behindert wurde. Schon kurz nach Erscheinen des Gutachtens drehte sich nämlich der Wind in Ostfriesland – die kommunale Regierung entschied nämlich, den Sanierungsplan zu verwerfen und dafür das Projekt Zentralklinik voranzutreiben. Dies mit Rückendeckung der hannoverschen SPD Landesregierung in Form von grossen Geldzuwendungen. Man darf unterstellen, dass Hilko Gerdes, der selbsternannte Retter der UEK Krankenhäuser, unter der Arbeit der regierenden SPD sicher sehr gelitten haben muss. Seine ehemals guten Ansätze wurden ignoriert, dabei hat er sich eingesetzt – so gut, wie er es konnte.
Hilfloses Lob für einen lehrreichen Nachbarn?
Und nun kommt der Bürger in Form des Aktionsbündnisses daher und weist darauf hin, dass bereits einen Landkreis weiter, in Leer, eine gesunde Krankenhauslandschaft vorgelebt wird. Wir hoffen sehr, dass Herr Gerdes sich unseren Hinweis nicht so zu Herzen nimmt, sind uns jedoch sicher, dass er genau weiss, warum etwas in Leer funktioniert und in Aurich unter der jetzigen Führung nicht möglich ist.
Hilko Gerdes hat beobachtet. Und es rührt den Leser seiner Worte, dass er zu resignieren scheint, wenn er darauf hinweist, dass die Geschäftsführung in Leer, anders als die im Landkreis Aurich, bereits vor 10 Jahren angefangen hat, konsequente Erhaltungs- und Förderungsmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Nach Gerdes Auffassung sei es aber jetzt zu spät, die Fehler der vergangenen Jahre aufzuarbeiten. Und seine Aussage, dass wir nach seiner Ansicht praktisch insolvent seien, scheint das traurige Resümee zu sein, was er aus seinen 48 Jahre andauernden Zeit im Kreistag zu ziehen scheint. 48 Jahre vergebliche Versuche, etwas gegen die Übermacht der SPD ausrichten zu wollen. Vielleicht hätte der tapfere Recke einmal anderen Streitern aus Reihen der CDU den Weg freimachen sollen… vielleicht.… vielleicht würde das gerade heute dem Kampf um die Klinikerhaltung einen neuen Ansporn geben?
Tapferer Recke mit Segen der SPD ?
Vielleicht erwarten dies auch die Mitglieder seiner CDU, die jüngeren, die den Blick noch nicht getrübt haben, – Platz machen für einen neuen Besen, der im Landkreis mal Filz und Spinnweben entfernen könnte?
Vielleicht ist es sogar höchste Zeit, dass Hilko Gerdes seinen redlich verdienten Ruhestand geniesst, denn mittlerweile ist der tapfere Recke vom SPD System absorbiert worden. Als Beirat in der neuen Zentralklinik ist er nun dazu verdammt worden, die kommenden, harten Schritte zu verkünden. Er ist kein Krankenhausfachmann – genau genommen hat sich bislang im Landkreis Aurich noch niemand als Krankenhausfachmann gezeigt. Was Hilko Gerdes aber genau formulieren kann, ist, dass nun, durch die Misere aus Misswirtschaft der Geschäftsführung unter Leitung der SPD Regierung, harte Massnahmen nötig werden. Rationalisierungen im Bereich Personal und im Bereich Bettenreserven. Das wird zu Aufschreien führen in der Bevölkerung. Die wird nicht verstehen können, dass sie die Leidtragenden sind aus Unvermögen und Fehlleistungen.
Hilko Gerdes hat sich dem Team der Zentralklinikbefürworter angeschlossen. Und er spricht nicht von dem Druck der Bundesregierung, dem DRG Gesetz, das angeblich schuld sein soll am Krankenhaustod in Aurich, Emden und Norden. Herr Gerdes bringt den Grund auf den Punkt mit einem letzten aufmüpfigen Aufschrei:
„Natürlich muss bei einer Realisierung des Zentralklinikums vor allen Dingen auch sichergestellt werden, dass die nachteiligen und für die heutige Situation mit verantwortlichen Strukturen aus den heutigen Krankenhäusern nicht in das Zentralklinikum übertragen werden, sondern wir dort mit einer völlig neuen Führungsmannschaft in politischer, betriebswirtschaftlicher und medizinischer Hinsicht einen unvorbelasteten Neuanfang wagen.“
Ein tapferer Ritter, unser Herr Hilko Gerdes, dem im Laufe seiner langen politischen Tätigkeit so mancher Flügel der SPD Mühlen in den Nacken geschlagen ist.
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