Norden (ok/okj) – Gut besucht war der Gesprächsabend zum Thema Norder Krankenhaus mit den drei Bürgermeisterkandidaten Cornelia Debus (FDP), Julia Feldmann (SPD) und Heiko Schmelzle (CDU) im Weiterbildungszentrum Norden am 2. August 2016. Eingeladen hatte der Förderverein der UEK am Standort Norden.
Bürgerfragen Krankenhaus Norden (1)
Vorgesehen war, den Fokus auf die heute bereits prekäre Situation der ärztlichen Versorgung vor Ort zu legen. Seit über zwei Jahren wird in der Öffentlichkeit über das Für und Wider einer Zentralklinik in Georgsheil gestritten, was letztlich das Kernthema verfehlt. Was die Menschen vor allem beschäftigt ist die Frage, wie bürger- und wohnortnahe Grund- und Regelversorgung künftig aussehen wird, wenn es das Norder Krankenhaus nicht mehr gibt. Dabei spielte auch eine Rolle, das dieses Krankenhaus in einer ausgewiesenen Tourismusregion eine erhebliche Bedeutung habe.
Bürgerfragen Krankenhaus Norden (2)
„Alle wollen nur das Eine“, so betitelte die in Norden erscheinende Tageszeitung „Ostfriesischer Kurier“ in ihrer heutigen Ausgabe den Bericht über diesen Gesprächsabend.
Die wohl schwierigste Rolle hatte die SPD-Kandidatin Julia Feldmann. Ihre Partei, auch hier in Norden, hatte sich – zwar gequält – aber darin doch eindeutig für das Konzept Zentralklinik ausgesprochen und entsprechend abgestimmt.
Bürgerfragen Krankenhaus Norden (3)
Da half es der Kandidatin auch wenig, auf die Zwiespälte von Teilen der Norder SPD zu verweisen, die das Agieren der SPD auf Kreisebene mit nur mühsam verborgenen Grummeln wertete. Besonders unangenehm – die SPD Kreistagsfraktion hatte einstimmig gegen den Antrag auf ein Bürgerbegehren votiert. Bürgerbeteiligung in dieser Frage, so der Eindruck, scheint den Führungsgenossen auf Kreisebene nicht in den Kram zu passen – aus, wie es heißt ”rein formalen Gründen”.
Statement Heiko Schmelzle (CDU)
Auch der CDU-Kandidat Heiko Schmelzle musste sich vorhalten lassen, dass die CDU auf Kreisebene mehr oder weniger den Juniorpartner der SPD gibt und ebenfalls das Projekt Zentralklinik befürwortet. Ordentliche Oppositionsarbeit – Fehlanzeige. Immerhin konnte sich Schmelzle auf die Norder CDU berufen, die – zwar verhalten – aber doch wohl bemerkbar, für den Standort in Norden eintreten will. Gerettet hat die CDU vor allem auch ihr Kreistagsabgeordneter Hermann Reinders, der sich bei der Abstimmung im Kreisausschuss über das Bürgerbegehren gegen den CDU-Fraktionsvorsitzenden Hilko Gerdes stellte und anders als dieser, für das Bürgerbegehren und damit einen Bürgerentscheid votierte.
Statement Cornelia Debus (FDP)
Die zum Teil „zähe Podiumsdiskussion“, so der Kurier, wurde erst durch die Fragen der Bürger lebhafter. Der vor der Veranstaltung rund 23-Minütige „Rundumschlag“ des Förderverein-Vorsitzenden Jürgen Wieckmann, der auch die übergeordneten Problemlagen der Gesundheitspolitik zu vermitteln versuchte, sorgte Anfang für zunehmendes Gähnen im Publikum. Nach etwa einer Stunde und den drei Statements der Kandidaten, kamen dann endlich auch die Bürger zu Wort, mit Fragen und Statements, der die Kandidaten mehr oder weniger „kalt stellte“ , so der Kurier. Immerhin meldete sich auch ein Hausarzt zu Wort und versuchte wieder auf das Thema des Abends zu kommen, welches vor allem auch die ambulante Versorgung der Menschen behandeln wollte.
Statement Julia Feldmann (SPD)
Angereist war natürlich auch die Creme de la creme der Zentralklinik-Macher – allen voran Zentralklinik-Chef Claus Eppmann. Dieser hatte diesmal eher kein Heimspiel, wie bei Vorträgen etwa in SPD-Kreisen. Vielmehr musste er zwischendurch auch mal sein Rederecht verteidigen, da er aus dem Publikum direkt befragt wurde. Eine Art ”Reklame-Veranstaltung” pro Zentralklinik, wollte man diesmal nicht hören – wenngleich auch im Publikum Bürger waren, die das Vorhaben nicht unbedingt ablehnen.
Werben für die Zentralklinik
Anwesend auch die ärztlichen Direktoren der UEK, Dr. Egbert Held und des Hans-Susemihl-Krankenhauses Emden, Dr. Hendrik Faust. Beide legten erneut dar, warum auch aus medizinischer Sicht eine Zentralklinik als Zukunftsprojekt geboten sei. Diese aus Sicht der Krankenhausärzte nachvollziehbare Betrachtungsweise offenbarte allerdings auch, dass im Hintergrund ein „Hauen und Stechen“ um qualifizierte Fachärzte im Gange ist. Ein Kampf um Köpfe, der allerdings nicht nur in Landkrankenhäusern tobt, sondern in gleicher Weise Ärzte oder auch angehende Ärzte betrifft, die in ländlichen Regionen Arztpraxen betreiben.
Ein seit zwei Jahren immer wieder gewichtiges Argument der Befürworter durfte auch an diesem Abend nicht fehlen – der Hinweis darauf, dass die Idee Zentralklinik aus der Ärzteschaft selbst käme. Darauf beruft sich auch gerne die Politik – jedenfalls dann, wenn sie bemerkt, dass diese Idee bei den Bürgern nicht sonderlich gut ankommt. Dennoch gelang es auch an diesem Abend zu vermeiden, dass zwischen Ärzten und Bürgerpatienten ein Keil getrieben werden kann. Die Ärgerlichkeiten der Norder Bürger fokussierten sich deshalb mehr auf Zentralklinik-Macher Claus Eppmann und die Politik des Landkreises, welche Seit Jahren das Norder Krankenhaus quasi hat ausbluten lassen, so die eben nicht „bauchgefühlte“, sondern an konkreten Beispielen durchweg sehr wohl informierten Bürger.
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