Schaumburger Land/Ostfriesland (sz/okj) – Wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge haben Mitarbeiter der Rettungsleitstelle des Landkreises Nienburg konkrete und schwere Vorwürfe erhoben und eine Anzeige gegen die Betreiber erhoben. Dies berichtet der online-Dienst der Schaumburger-Zeitung am gestrigen Donnerstag (08.09) mit Bezug auf die Nienburger Lokalzeitung „Die Harke“. Dieser läge eine zwar anonyme jedoch ausführliche Stellungnahme sowie eine Kopie der Anzeige vor.
In der Stellungnahme schildern die Verfasser einen Fall im Landkreis, in dem ein Krankenwagen aufgrund von Verzögerungen zu spät am Unfallort angekommen sein soll. Die Verfasser geben als Grund für diese Verzögerung an, dass das Rettungsteam zweimal alarmiert werden musste. Der Patient soll gestorben sein.
Neutrale Überprüfung der Vorwürfe gefordert
In der Stellungnahme heißt es: „Nur im Zuge möglicher Ermittlungen sehen wir die Chance, dass wir neutral vernommen werden, um unsere Angaben mit Hilfe der sehr umfassenden Leitstellendokumentation öffentlich beweisen zu können.“ Der Sprecher der Verdener Staatsanwaltschaft, Lutz Gaebel, bestätigte am vergangenen Mittwoch (7.09.), dass die Anzeige eingegangen ist. Die Staatsanwaltschaft werde den Hinweisen nachgehen. Bislang sei die Staatsanwaltschaft allerdings noch nicht an den Landkreis Schaumburg herangetreten, erklärte Kreissprecher Klaus Heimann auf telefonische Anfrage der Schaumburger Zeitung.
Verschärfte Beobachtung des ”Referenz-Projekt” Zentralklinik Schaumburger Land
Wie aus Kreisen des Aktionsbündnisses verlautet, beobachte man schon seit Wochen sehr genau, was sich im Zusammenhang mit der Realisierung einer Zentralklinik im Landkreis Schaumburg abspiele. Der Grund dafür sei, das Landrat Harm-Uwe Weber (SPD) bereits mehrfach dieses Projekt als Referenz für die Planungen in Ostfriesland genannt habe.
Darüber hinaus habe der heutige Sprecher des Vorhabenträgers „Zentralklinik Georgsheil“ maßgeblich dazu beigetragen, dass die sich noch im Bau befindliche Zentralklinik im Schaumburger Land überhaupt hat realisiert werden können. Mit einem „Paukenschlag“ so die Schaumburger Zeitung, schied Eppmann allerdings zum 30. September 2014 aus dem Projekt aus.
”Wirtschaftlich und kulturelle” Durchsetzungsstrategien
Sein Auftrag lautete, die drei Krankenhäuser in Stadthagen, Bückeburg und Rinteln zusammenzuführen sowie „eine Vielzahl von strategischen und organisatorischen Veränderungen in den drei Einrichtungen“ zu etablieren. Damit, so die Schaumburger Zeitung“, sollten „die wirtschaftlichen und kulturellen Grundlagen für den Betrieb im Neubau geschaffen werden“.
Auf Nachfrage der Redaktion wollte sich Eppmann damals selbst nicht zu den Gründen seines Ausscheidens äußern. In einer Pressemitteilung hatte der Agaplesion-Konzern mitgeteilt, dass das „Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen“ aufgelöst wurde.
Schaumburger Lokalzeitungen bleiben höchst wachsam
Seit mehreren Monaten kursieren bei den Zeitungen der Lokalpresse im Schaumburger Land anonyme Briefe angebllicher Leitstellenmitarbeiter, berichtet die Schaumburger Zeitung weiter. Die in diesen Schreiben angeprangerten Missstände hätten teilweise konkrete Bezüge, was ein internes Wissen nahelege.
Gegenüber der Zeitung waren die Personen, die nun Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erhoben haben, allerdings nicht bereit ihre Identität zu offenbaren. Dies unterscheide den Fall von den Vorwürfen von Rettungssanitätern aus Schaumburg. Auch diese äußerten sich in der Zeitung zwar anonym – ihre Identität und Tätigkeit war der Redaktion allerdings bekannt und konnte überprüft werden.
Der Landkreis Schaumburg, dem die Verfasser „konkretes Fehlverhalten und ein Vertuschen der Zustände” vorwerfen, nehme die Anzeige sehr ernst, betonte Kreissprecher Klaus Heimann „Wir werden sehen, wie die Staatsanwaltschaft darauf reagiert. Dem können und wollen wir nicht vorgreifen. Natürlich müssen wir den Vorwurf ernst nehmen und werden versuchen, den beschriebenen Einzelfall nachzuvollziehen.“
Kritisches Hinterfragen auch in Ostfriesland erforderlich
Bei der Diskussion über das Für und Wider einer Zentralklinik in Ostfriesland, hatten die Planer immer wieder betont, dass sich die Menschen keine Sorgen machen bräuchten, dass der Rettungsdienst nicht rechtzeitig am Einsatzort sei oder auf der Fahrt zur Zentralklinik im Verkehrsstau stecken bleibe.
Gesetzlich sei vorgegeben, dass das Rettungsmittel 15 Minuten nach Alarmierung am Einsatzort sein muss. Des Weiteren seien moderne Rettungswagen eine Art Klinik auf Rädern. Damit wäre die medizinische Versorgung im Notfall direkt am Einsatzort gesichert.
Nach Informationen des Aktionsbündnisses fahre der Rettungsdienst des Landkreises Aurich bereits heute am Limit. Laut internen Gutachten des Landkreises, fehlten dem Rettungsdienst rund 400 Stunden. Die Kostenträger hatten jedoch nur etwa die Hälfte der finanziellen Mittel zur Reduzierung dieser Fehlstunden zugebilligt.
Zentralklinik-Folge: Sozialministerium fordert Investition in den Rettungsdienst
Während einer Informationsveranstaltung in Hinte mit Vertretern des Aktionsbündnisses und Zentralklinik-Sprecher Eppmann, wollten Bürger unter anderem wissen, was an diesen Information stimme. Eppmann erklärte darauf hin, dass der Rettungsdienst nicht zu seinem Zuständigkeitsbereich gehöre und man solche Fragen direkt an den Rettungsdienst des Landkreises richten möge.
Während des Regionalgesprächs zur Zentralklinik im vergangenen Jahr, welches unter der Leitung des Staatsekretärs im Hannoveraner Sozialministerium, Jörg Röhmann stattfand, hatte dieser den Zentralklinik-Planern ins „Pflichtenheft“ geschrieben, den Rettungsdienst entsprechend absehbarer zusätzlicher Anforderungen anzupassen und zu „optimieren“.
Quellen:
- Eppmann geht (Schaumburger Nachrichten)
- Anonyme Anzeige gegen Landkreis – Unterlassene Hilfeleistung mit Todesfolge: Vorwürfe bekommen neue Dimension
- Internetblog ”Sumpfklinik” Schaumburger Land – Das Klinikum im Nirgendwo
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