Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Aktionsbündnis Klinikerhalt kämpft weiter für Bürgerentscheid

ab-in-emdEmden (okj) – Fünf­zehn Mit­glie­der des Akti­ons­bünd­nis Kli­ni­ker­halt in Ost­fries­land haben sich am gest­ri­gen Don­ners­tag (13.10.) im Emder Pelz­er­haus zur Vor­be­rei­tung eines Bür­ger­ent­scheids Zen­tral­kli­nik getrof­fen. Erwar­tet wird, dass der nie­der­säch­si­sche Land­tag das Ver­fah­ren für Bür­ger­ent­schei­de zum 1. Novem­ber 2016 ver­ein­fa­chen wird. Der bis­lang ver­bind­lich vor­ge­schrie­be­ne „Kos­ten­de­ckungs­vor­schlag“ soll ent­fal­len.

Der Auricher Kreis­aus­schuss hat­te auf sei­ner Sit­zung am 18. März den Antrag auf das Bür­ger­be­geh­ren mit der SPD-Mehr­heit aus for­ma­len Grün­den abge­wie­sen. Dage­gen hat­te das Akti­ons­bünd­nis Kla­ge ein­ge­reicht. Im anschlie­ßen­den Kom­mu­nal­wahl­kampf beton­ten jedoch alle im Kreis­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en, dass sie einen Bür­ger­ent­scheid in der Fra­ge wol­len und unter­stüt­zen wür­den.

Niedersachsen kann sich Kliniksterben nicht leisten

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Nie­der­sach­sens Sozi­al­mi­nis­te­rin Dr. Cor­ne­lia Rundt (SPD)

Auch die nie­der­säch­si­sche Sozi­al­mi­nis­te­rin Cor­ne­lia Rundt (SPD) hat­te betont, dass neben den rein wirt­schaft­li­chen Aspek­ten bei der Bewil­li­gung von För­der­gel­dern auch die „gesell­schaft­li­che Akzep­tanz“ des Groß­pro­jek­tes eine Rol­le spie­len wer­de.

Noch als Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ke­rin im nie­der­säch­si­schen Land­tag hat­te Rundt im Dezem­ber 2012 erklärt:

Über­all in Nie­der­sach­sen gehen die Kran­ken­häu­ser in die Knie, wobei die Situa­ti­on in der Flä­che sogar noch dra­ma­ti­scher ist als in den groß­städ­ti­schen Bal­lungs­räu­men. Vor dem Hin­ter­grund des demo­gra­fi­schen Wan­dels kann sich ein Land wie Nie­der­sach­sen ein Kli­nik­ster­ben über­haupt nicht leis­ten. Die orts­na­he Ver­sor­gung muss sicher­ge­stellt blei­ben, dies ist auch ein wich­ti­ger Stand­ort­fak­tor.“

Konsortialvertrag: dünnes Eis für Zentralklinikplanung

ablehnungMit 37 Ja-Stim­men, neun Nein und fünf Ent­hal­tun­gen hat­te der Auricher Kreis­tag am 29. Sep­tem­ber einen 28-Sei­ten Ent­wurf des soge­nann­ten „Kon­sor­ti­al­ver­tra­ges“ abge­seg­net. Die­ser sieht die Schlie­ßung der drei Kran­ken­häu­ser in Emden, Aurich und Nor­den vor, die durch eine Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil ersetzt wer­den sol­len. In dem Ver­trag selbst ist ver­ein­bart, dass er auf­ge­löst wird, sofern das Vor­ha­ben durch einen Bür­ger­ent­scheid abge­lehnt oder För­der­gel­der aus Han­no­ver nicht in der erhoff­ten Grö­ßen­ord­nung bewil­ligt wer­den. Zen­tral­kli­nik-Chef Claus Epp­mann hat­te zwi­schen­zeit­lich ange­kün­digt, aus Han­no­ver eine För­der­sum­me in Höhe von 180 Mil­lio­nen Euro anzu­stre­ben.

Bürgerbeteiligung unverzichtbar

maul-haltenAurichs Bür­ger­meis­ter Heinz-Wer­ner Wind­horst hat­te nach der Abwei­sung des Antrags auf ein Bür­ger­ent­scheid im März die­ses Jah­res die Poli­tik ermahnt, das der­ar­ti­ge Pro­jek­te, die die Kran­ken­haus­land­schaft in Ost­fries­land nach­hal­tig ver­än­dern wer­den, eine Zustim­mung in der Bevöl­ke­rung brau­chen. Dies gel­te auch für den Fall, dass ein Bür­ger­ent­scheid für die Zen­tral­kli­nik aus­ge­he.

Der Auricher Spre­cher des Akti­ons­bünd­nis­ses, Hol­ger Rohlfing, hat­te schon vor Mona­ten betont, dass ein demo­kra­tisch legi­ti­mier­tes Votum im Rah­men des Bür­ger­ent­scheids selbst­ver­ständ­lich auch dann von Kri­ti­kern des Vor­ha­bens respek­tiert wird, wenn sich die Men­schen in der Regi­on für das Vor­ha­ben ent­schei­den. Nicht hin­nehm­bar sei aller­dings, wenn der­ar­ti­ges von oben her­ab und ohne Bür­ger­be­tei­li­gung durch­ge­peitscht wird.

spdPolitischer Tiefschlag für Emder SPD

Die Ver­är­ge­rung über die­sen Poli­tik­stil bekam vor allem die Emder SPD und deren Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Bor­n­e­mann zu spü­ren. In der frü­he­ren SPD-Hoch­burg stürz­te die SPD bei der Kom­mu­nal­wahl am 11. Sep­tem­ber 2016 um mehr als 20 Pro­zent ab und damit in das größ­te Wahl­de­ba­kel ihrer Geschich­te.

Neu in das Emder Stadt­par­la­ment zog die Wäh­ler­ge­mein­schaft „Gemein­sam für Emden“ (GfE) ein. Die GfE hat­te sich deut­lich gegen die Schlie­ßung des Emder Kli­ni­kums aus­ge­spro­chen.

In Emden wird der­zeit ein vom Bür­ger­be­geh­ren im Land­kreis Aurich unab­hän­gi­ger Bür­ger­ent­scheid vor­be­rei­tet. Die­ses ist erfor­der­lich, da es sich um zwei von­ein­an­der getrenn­te Gebiets­kör­per­schaf­ten han­delt.


 

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