Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Ist unser Gesundheitssystem noch zu retten?

Vor­wort der Redak­ti­on: Sozia­le Netz­wer­ke wer­den in der ver­öf­fent­lich­ten Mei­nung ger­ne als ”aso­zia­le Medi­en” betrach­tet. Man bezieht sich vor allem auf Kom­men­ta­re, in denen sich Bür­ger ihrem Ärger Luft ver­schaf­fen. Das ist aller­dings ist nur ein klei­ner Anteil des­sen, was sich im ”social media” abspielt. Bedeut­sa­mer ist, dass sich Men­schen ver­net­zen, sich gegen­sei­tig auf rele­van­te Quel­len hin­wei­sen und auch eige­ne Bei­trä­ge ver­öf­fent­li­chen. Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Autorin ver­öf­fent­li­chen wir des­halb auch hier einen sehr nach­den­kens­wer­ten Bei­trag aus ”social media”.


 

Ist das Gesundheitssystem noch zu retten?

Was ist nur mit uns allen los?

von Ilka Martina Enger

Die Ärz­te haben resi­gniert und machen in ihren Pra­xen Dienst nach Vor­schrift. Enga­gier­te älte­re Kol­le­gen haben sich längst selbst ver­brannt und war­ten nur noch dar­auf, dass die Ren­te kommt. Der ärzt­li­che Nach­wuchs pfeift dar­auf für den ärzt­li­chen Ethos so zu ver­bie­gen, dass sie selbst, ihre Fami­lie und ihre eige­ne Gesund­heit an ihrem Enga­ge­ment Scha­den neh­men.

Der Arzt­be­ruf, – frü­her ange­se­hen und sei­ne Trä­ger wohl­ha­bend und gut situ­iert – ist inzwi­schen in Ver­ruf gera­ten. Ärz­te wer­den von den Medi­en als Abzo­cker und Pfu­scher ver­un­glimpft und als kor­rup­te Betrü­ger durch das media­le Dorf geprü­gelt. Der Arzt­be­ruf ist nicht mehr erstre­bens­wert für unse­ren Nach­wuchs, jeden­falls nicht als Arzt, der am Pati­en­ten arbei­tet.

Die sog. ärzt­li­chen Kör­per­schaf­ten sind wil­li­ge Voll­stre­cker eines Sys­tems gewor­den, das sich immer mehr der Staats­me­di­zin nähert.

Kran­ken­häu­ser schie­len nur noch auf Gewin­ne und die ”schwar­ze Null” ist wich­ti­ger als Wohl und Wehe der Pati­en­ten.

Pati­en­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen geben ihre Arbeit auf – zuletzt BIG – weil anschei­nend auch die Pati­en­ten inzwi­schen resi­gniert das regle­men­tier­te
Gesund­heits­sys­tem hin­neh­men und die Almo­sen, die ihnen die Kran­ken Kas­sen als medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung noch zubil­li­gen. Pati­en­ten füh­len sich schlecht ver­sorgt und miss­trau­en teil­wei­se denen, die ihnen medi­zi­ni­sche Hil­fe geben sol­len.

Inzwi­schen ist es an der Tages­ord­nung, dass Ärz­te, Pfle­ger und Sani­tä­ter von Pati­en­ten und ihren Ange­hö­ri­gen ange­pö­belt wer­den oder gar tät­lich ange­grif­fen.

Pati­en­ten sind inzwi­schen alles ande­re als ”gedul­dig” mit ihren Ärz­ten. Wenn der nie­der­ge­las­se­ne Arzt kei­ne Zeit hat, dann bela­gert man die Not­auf­nah­me, weil man sich mit sei­nem medi­zi­ni­schen Pro­blem nicht ernst genom­men fühlt.

Wann hat das angefangen?

  • Es fing damit an, dass unse­re Poli­tik die Ärz­te unge­straft als Pack beschimp­fen durf­te. Es hat damit ange­fan­gen, dass man uns die Ver­gü­tung für unse­re Arbeit deckel­te und kürz­te.
  • Es hat damit ange­fan­gen, dass der Staat dem Bünd­nis der Ärz­te mit den Pati­en­ten miss­trau­te und Zwie­tracht sää­te, in dem man unse­re Arbeit ver­un­glimpf­te.
  • Es fing damit an, dass nicht mehr der Arzt über die not­wen­di­ge Ver­sor­gung zu ent­schei­den hat­te, son­dern die Kas­se de fac­to zuteilt, was der Pati­ent bekommt.
  • Es fing damit an, dass wir Ärz­te uns immer unter der Knu­te des Gesetz­ge­bers duck­ten und uns und unse­ren Beruf kon­trol­lie­ren lie­ßen von Leu­ten, die mehr Beam­te als ärzt­li­che Kol­le­gen sind.
  • Es fing damit an, dass wir den Kran­ken Kas­sen den Zugang in unse­re Pra­xen gestat­te­ten.
  • Es fing damit an, dass die kran­ken Kas­sen von Ulla Schmidts Gesetz zu den Herr­schern im Gesund­heits­we­sen wur­den und die Pati­en­ten an ihrer Gesund­heit nur noch mit­zu­wir­ken haben – die Gesund­heit gehört nicht mehr dem Ein­zel­nen, son­dern wird von den Kas­sen ver­wal­tet.
  • Und es fing damit an, dass wir alle vor die­ser Macht kapi­tu­liert haben und nicht mehr län­ger dage­gen kämp­fen, was uns der Gesetz­ge­ber mit immer neu­en Regeln auf­gibt.

Der mündige Versicherte

Nur, wenn wir es schaf­fen, gemein­sam auf­zu­ste­hen und ein ein­deu­ti­ges ”Nicht mehr mit uns” for­mu­lie­ren, wer­den wir die­ses Gesund­heits­sys­tem noch ret­ten kön­nen. Und ret­ten kön­nen wir es nur, wenn wir die Ver­wal­tung des Gel­des wie­der in die eige­nen Hän­de neh­men als mün­di­ge Ver­si­cher­te. Ret­ten wer­den wir es nur, wenn wir mutig sind und uns das Recht neh­men, unser eige­nes Geld so in Gesund­heit und Krank­heit inves­tie­ren, wie wir das für rich­tig hal­ten.

Holt Euch das Recht zurück, direkt Pati­ent des Arz­tes zu sein und nicht Mün­del der Kas­sen.

Frei­heit fängt damit an, dass man selbst ent­schei­det und nicht irgend­je­mand ande­res für einen ent­schei­den lässt – dann ist man Skla­ve, Skla­ve der Kran­ken Kas­sen und des Staa­tes.


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