Bautzen/Bischofswerder (sz/okj) – 37 Millionen Euro sind in Sachsen für den Neubau der Kinder- und Jugendklinik des Bautzener Krankenhauses investiert worden. Dies berichtet die in Dresden erscheinende Sächsische Zeitung in ihrer online-Ausgabe vom Donnerstag (24.9.). Zusätzlich flossen fünf Millionen in die medizinisch-technische Ausrüstung. Der sächsische Krankenhausverbund Oberlausitz-Kliniken hatte zwölf Millionen an Eigenmitteln aufzubringen. Wie Klinikchef Reiner E. Rogowski der Zeitung sagte, erkenne man daran, dass der Klinikverbund nicht nur ein Gesundheits- und Sozialdienstleister ist, sondern auch ein Investor und Wirtschaftsfaktor.
Rogowski hatte im April diesen Jahres auf Einladung der CDU-nahen Mittelstandsvereinigung im Auricher Hotel am Schloss den Krankenhaus-Verbund Oberlausitz-Kliniken vorgestellt. Privaten und kommunalen Träger, sowie Ärzten privater Praxen und weitere Dienstleister im Gesundheitswesen, wie etwa Pflege- und Rettungsdienste ist es nach Worten Rogowskis gelungen, im Interesse der Menschen in der Region zu kooperieren, statt in ständiger Konkurrenz zueinander zu agieren.
Dazu musste der Freistaat Sachsen landespolitische Rahmenbedingungen für ein solches integriertes Versorgungskonzept für den ländlichen Raum vorlegen, zulassen oder befördern, erklärte Rogowski. Dazu gehörten unter anderem „rollende Praxen“ aber auch „rollende Wartezimmer“. So werden Patienten von einem krankenhauseigenen Fahrdienst für Untersuchungen von zuhause abgeholt und wieder zurückgebracht. In den Kleinbussen bekommen die Patienten im Winter sogar heiße und im Sommer kalte Getränke. Mit diesem Service-Gedanken habe man gute Erfahrungen gemacht, betonte Rogowski.
Aktuell verzeichnen die Oberlausitz-Kliniken gGmbH einen stetigen Anstieg ambulanter Behandlungsfälle. So lagen die Patientenzahlen für ambulante Behandlungen mit 29.720 Fällen deutlich über den stationären mit 27.736. Auch in der Notfallversorgung ist ein Anstieg auf 22.857 Fälle zu verzeichnen. Insgesamt lagen die Behandlungsfälle 2014 mit ingesamt 84.000 Patienten so hoch wie noch nie, bei einer Verweildauer von durchschnittlich 6,2 Tagen.
Nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO komme der Oberlausitz-Kliniken gGmbH bei der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum eine besondere Bedeutung zu. Die BDO hatte in einer bundesweiten Studie die Situation der ländlichen Krankenhaus-Versorgung untersucht.
Für seinen Vortrag bei der Auricher MIT hatte sich Rogowski auch mit den veröffentlichten Zahlen des UEK-Verbundes Aurich/Norden befasst. Seiner Auffassung nach, seien die Defizite auch Ursache von Management-Problemen. Anbetracht der zweifelsfrei schwierigen Rahmenbedingungen, sei es perspektivisch unumgänglich, dass die bestehenden Krankenhäuser auf der ostfriesischen Halbinsel ein integriertes Konzept realisieren müssten.
Vergangene Woche hatten die Grünen im Auricher Kreistag den Antrag gestellt, das zur geplanten Zentralklinik in Georgsheil ein Alternativ-Konzept erstellt werden sollte. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hilko Geerdes erklärte daraufhin, dass man dieses nicht für erforderlich halte und die Zentralklinik wolle. Geerdes stellte sich damit klar gegen die Einschätzungen im Umfeld der CDU-Mittelstandsvereinigung. Auch SPD-Abgeordnete waren an einer Alternativprüfung nicht interessiert. Das Aktionsbündnis für den Erhalt der wohnortnahen Krankenhäuser in Norden, Aurich und Emden erklärte unterdessen an, ein Bürgerbegehren gegen diese Planungen vorzubereiten. (Autor: Jürgen Wieckmann)
Zum Lesen empfohlen:
BDO-Studie: ”Ländliche Krankenhausversorgung heute und 2020”
Comments are closed.