Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Politische Reaktionen zur Abweisung Bürgerbegehren Zentralklinik

reaktionenAurich (okj/oz) – Unmut über die Ent­schei­dung des Kreis­aus­schus­ses gegen ein Bür­ger­be­geh­ren macht sich mitt­ler­wei­le auch bei der CDU-Kreis­tags­frak­ti­on in Aurich breit. Die­ser hat­te am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag (17.3.) nur knapp mit 6 zu vier Stim­men und einer Ent­hal­tung den Antrag der Zen­tral­kli­nik-Kri­ti­ker abge­wie­sen. Kurz nach der Abstim­mung ver­brei­te­te sich die Nach­richt, das ein CDU-Abge­ord­ne­ter für das Bür­ger­be­geh­ren und ein zwei­ter mit Ent­hal­tung gestimmt habe. Die CDU ist mit zwei Stim­men im Kreis­aus­schuss ver­tre­ten.

Hilko Gerdes

Hil­ko Ger­des: Ent­schei­den­de Stim­me gegen das Bür­ger­be­geh­ren

Kur­ze Zeit spä­ter muss­te die Mel­dung berich­tigt wer­den. Der CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Hil­ko Ger­des, der sich zuvor öffent­lich für ein Bür­ger­be­geh­ren aus­sprach, hat­te gegen das Bür­ger­be­geh­ren gestimmt – sein Frak­ti­ons­kol­le­ge Her­mann Rein­ders dafür. Der Stim­me ent­hal­ten hat­te sich Land­rat Harm-Uwe Weber (SPD). Mit sei­nem Abstim­mungs­ver­hal­ten hat­te Ger­des ent­schei­dend zur Abwei­sung des Bür­ger­be­geh­rens bei­getra­gen. Hät­te er so abge­stimmt wie sei­ne öffent­li­chen Äuße­run­gen pro Bür­ger­be­geh­ren ver­mu­ten lie­ßen, wäre es im Kreis­aus­schuss zu einem Patt gekom­men.

Im Akti­ons­bünd­nis sorg­te vor allem das Abstim­mungs­ver­hal­ten des Land­ra­tes für Irri­ta­ti­on. Von Weber, der mit all sei­nen Macht­mit­teln die Zen­tral­kli­nik gegen die Bür­ger des Land­krei­ses durch­zu­set­zen bereit ist, hät­te man erwar­ten müs­sen, dass er im Kreis­aus­schuss eben­falls für sei­ne Über­zeu­gung stimmt. Ein Mit­glied im Akti­ons­bünd­nis: „Weber lässt wohl sei­ne eige­nen Par­tei­ge­nos­sen ins poli­ti­sche Mes­ser lau­fen. Die krie­gen jetzt viel Ärger und Weber ist fein raus“. Alle SPD-Abge­ord­ne­ten im Kreis­tag, die dort mit fünf Sit­zen ver­tre­ten sind, stimm­ten gegen das Bür­ger­be­geh­ren.

”Weber hett keen Moors in d’ Büx”

Ein Bür­ger, der dem Pro­jekt Zen­tral­kli­nik auf­ge­schlos­sen gegen­über­steht, schrieb im sozia­len Netz­werk „Nor­der Dia­log“ bei Face­book: „Un Land­rat Weber hett keen Mors in d’ Büx! Schan­de den SPD-Mit­glie­dern! Wenn die Zen­tral­kli­nik alter­na­tiv los ist, war­um fürch­ten sich die ‘Abge­ord­ne­ten’ dann so vor den Bür­gern?“

Müller GummesGegen­über dem Inter­net-TV-Sen­der „ostfriesen.tv“ der Zei­tungs­grup­pe Ost­fries­land (ZGO) erklär­te der Pres­se­spre­cher des Land­krei­ses Aurich Rai­ner Mül­ler-Gum­mes am Frei­tag (18.3.), dass Bür­ger­be­geh­ren sei wegen des feh­len­den Kos­ten­de­ckungs­vor­schlags abge­wie­sen wor­den. Rein theo­re­tisch bestün­de jedoch die Mög­lich­keit einen erneu­ten Antrag zu stel­len.

Im Vor­feld der Ent­schei­dung des Kreis­aus­schus­ses hat­te Land­rat Weber erklärt, dass das Akti­ons­bünd­nis im Rah­men des Kos­ten­de­ckungs­vor­schla­ges nicht dar­ge­legt habe, wie die bei­den UEK-Stand­or­te in Aurich und Nor­den auf wirt­schaft­lich ver­tret­ba­re Wei­se geführt wer­den kön­ne.

Politischer Druck auf die Bürger in Norden?

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2012 kämpf­ten die Nor­der noch für ihr wohn­ort­na­hes Kran­ken­haus

Die UEK-Auf­sichts­rats­mit­glie­der Jochen Beek­huis (SPD), Udo Wei­la­ge (CDU) und Wil­helm Strö­mer (Freie Wäh­ler) warn­ten bereits am 12. März in der Nor­der Tages­zei­tung „Ost­frie­si­scher Kurier“ vor den Fol­gen des geplan­ten Bür­ger­be­geh­ren. Soll­te die Zen­t­ra­kli­nik in Georgs­heil nicht gebaut wer­den, wür­de der UEK-Stand­ort Aurich ein­sei­tig „auf dem Rücken von Nor­den“ bevor­zugt, so die UEK-Auf­sichts­rats­mit­glie­der. In Nor­den wür­den Abtei­lun­gen schlie­ßen müs­sen. Die ent­spre­chen­de Ver­sor­gung gäbe es dann nur noch in Aurich oder in Emden.

Offen­sicht­lich wol­le man ver­su­chen, die Nor­der Bür­ger zu ängs­ti­gen um, sie  von einem Votum für den Erhalt ihres Kran­ken­hau­ses abzu­hal­ten, heißt es in Krei­sen des Akti­ons­bünd­nis­ses. Die Nor­der SPD im Stadt­rat habe sich mitt­ler­wei­le für die Zen­tral­kli­nik aus­ge­spro­chen. 2012 hat­te eine Bür­ger­initia­ti­ve in Nor­den rund 16600 Unter­schrif­ten für den Erhalt des Nor­der Stand­or­tes gesam­melt.

FDP im Kreistag: ”Hoher Schaden für den Landkreis Aurich”

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FDP-Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ter Wolf­gang Sie­vers

Auf wenig Gegen­lie­be stieß die Ent­schei­dung des Kreis­aus­schus­ses gegen ein Bür­ger­be­geh­ren auch beim FDP-Orts­ver­band in Wies­moor. „Mit die­ser Ent­schei­dung ist die gro­ße Mög­lich­keit, die Bür­ger an Ent­schei­dungs­pro­zess teil­ha­ben zu las­sen, ver­tan wor­den, erklär­te der FDP-Abge­ord­ne­te im Kreis­tag, Wolf­gang Sie­vers. Allein mit den Stim­men der SPD und dem unglück­lich agie­ren­den Land­rat Harm-Uwe Weber habe man eine Mög­lich­keit gefun­den, den Bür­ger aus­zu­schlie­ßen. Eine Ent­schei­dung mit der­art gro­ßer Trag­wei­te gehö­re nach Auf­fas­sung der FDP in das höchs­te poli­ti­sche Gre­mi­um des Land­krei­ses, dem Kreis­tag.

Die Bür­ger hät­ten immer die Ver­pflich­tung ihre Steu­ern zu bezah­len. Doch wenn es um Mit­be­stim­mung gehe, ver­sa­ge ihm die Poli­tik den Zugriff, beton­te Sie­vers. Da der Beschluss des Kreis­aus­schus­ses nicht mehr rück­gän­gig zu machen ist, stel­le sich nun die Fra­ge nach einem Gerichts­ver­fah­ren. Soll­te es durch ein Urteil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts doch noch zu einem Bür­ger­be­geh­ren kom­men, habe Land­rat Weber dem Land­kreis Aurich einen hohen Scha­den zuge­fügt. Dar­aus wür­de sich sein sofor­ti­ger Rück­tritt erge­ben.


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