Aurich/Norden (okj)- Die Planungen zur Schließung der OP-Bereitschaft im Norder Krankenhaus müssen sofort eingestellt werden. Dies erklärte die Kreistagsabgeordnete Blanka Seelgen (Die Linke) in einer am Freitag (08.07.) verbreiteten Pressemitteilung. Es stehe noch nicht fest, ob die Zentralklinik jemals gebaut wird, die Finanzierung des Vorhabens sei „mitnichten gesichert“ und dennoch wolle man den UEK-Standort Norden schon mal ausbluten, so Seelgen: „Dabei habe man nicht einmal ein Konzept für die Notfallversorgung vor Ort”.
Zentraklinik-Chef Claus Eppmann hatte auf einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag (07.07.) weitere „strukturelle Anpassungen“ in der UEK angekündigt. Dazu gehöre auch, die OP-Bereitschaft in Norden abzuschaffen. 2012 hatten sich Bürger aus Norden mit rund 16.600 Unterschriften gegen das Vorhaben gewehrt. 700 Bürger und Bürgerrinnen stürmten damals mit Trillerpfeifen den Kreistag.
Eine weitere von Eppmann angekündigte Maßnahme soll sein, Laboruntersuchungen außerhalb der Tagesschichten durch Automaten durchführen zu lassen. Seelgen: „Hier werde deutlich, was unter Change-Management-Prozess zu verstehen ist, nämlich den Abbau der wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu Lasten des Klinikpersonals und der Bevölkerung“.
Weber wusste angeblich von nichts
Seelgen kritisierte zudem, dass Landrat Harm-Uwe Weber (SPD), der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der UEK ist, laut eigenem Bekunden in der Kreistagssitzung am 16. Juni weder von der Einführung der Laborgeräte noch von einer so weitreichenden Planung, wie der Schließung der OP-Bereitschaft angeblich nichts wusste. Es stelle sich automatisch die Frage, ob er seiner Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender gerecht werde oder den Kreistagsabgeordneten und der Bevölkerung aus taktischen Gründen sein Wissen vorenthält. Seelgen forderte die Kreistagsabgeordneten aller Parteien auf, die gleichzeitig auch Aufsichtsratsmitglieder der UEK sind, dafür zu sorgen, dass die Planungen, die nächtliche OP-Bereitschaft in Norden abzuschaffen, sofort eingestellt werden.
60.000 Überstunden im UEK-Verbund Aurich Norden
Nach Informationen des Aktionsbündnisses Klinikerhalt, sind derzeit über 60.000 Überstunden bei Mitarbeitern der UEK aufgelaufen. Seelgen forderte Landrat Weber auf, nach Standorten aufgeschlüsselt dem Kreistag zu berichten, wie viele Überstunden in beiden Krankenhäuser von Januar bis Juni geleistet wurden und wie diese vergütet werden. Die Abgeordnete will zudem wissen, warum Stellenangebote für Klinikpersonal nur befristet für sechs Monate ausgeschrieben werden. Darüber hinaus soll Weber Auskunft geben, ob es seit dem 1. Januar 2015 Abmahnungen gegen Beschäftigte der UEK gab, und wenn ja, wie viele?
Kritische Bewertung von Laborautomaten
Die auch in Norden beabsichtigte Laborautomatisierung wird bundesweit höchst kritisch bewertet. Wie der Verein demokratische Ärzte und Ärztinnen (vdää) in Frankfurt berichtet, häufen sich vor allem aus dem Bereich der niedergelassenen Ärzte Klagen, dass bei Krankenhauseinweisungen lediglich „Schmalspurdiagnostik” vorgenommen werde. Differenzial-Diagnosen würden nicht abgegeklärt werden. Statt dessen werde in Entlassungsbriefen die spätere ambulante Durchführung der aufwendigen Diagnostik empfohlen.
In Ihrem Schreiben an Landrat Weber will Seelgen auch deshalb wissen, ob alle Pflegerinnen und Pfleger für die Bedienung der Laborgeräte geschult wurden und ob die damit verbundenen zusätzlichen Aufgaben auf den Stellenschlüssel angerechnet werden. Darüber hinaus soll Weber erklären, ob für Blutgruppenbestimmungen ausreichend Labor-Fachpersonal zur Verfügung stehe und ob mit den Automaten auch Verträglichkeitsprüfungen zwischen verschiedenen Blutgruppen vorgenommen werden. Weiterhin will die Abgeordnete wissen, wie der geplante Transport nach Aurich für Blutgruppenbestimmungen geregelt ist.
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