Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Erhebliche Kreditaufnahmen der Kommunen für Zentralklinik notwendig

Griff in die KasseEmden/Aurich/Norden (okj) – 12,5 Mil­lio­nen Euro haben die Stadt Emden sowie der Land­kreis Aurich für Pla­nungs­leis­tun­gen der Zen­tral­kli­nik auf­zu­brin­gen. Soll­te die­ses Geld bis zum Bau des Kli­ni­kums nicht aus­rei­chen, ver­pflich­ten sich bei­de Kom­mu­nen „unver­züg­lich Gesprä­che über mög­li­che Lösun­gen für die­sen zusätz­li­chen Finanz­be­darf auf­zu­neh­men“. Dies geht aus § 15 des soge­nann­ten Kon­sor­ti­al­ver­trags her­vor, der der okj-Redak­ti­on vor­liegt und am 29. Sep­tem­ber vom Rat der Stadt Emden und dem Auricher Kreis­tag ver­ab­schie­det wer­den soll. Wei­ter­hin müs­sen die erfor­der­li­chen Eigen­mit­tel für das Bau­vor­ha­ben durch „Auf­nah­me ent­spre­chen­der Kre­di­te von Ban­ken und Finanz­dienst­leis­tern“ durch die Kom­mu­nen auf­ge­bracht wer­den.

Keine weiteren Investitionen in bestehende Standorte

JWI G 4967Bis zur Inbe­trieb­nah­me der geplan­ten Zen­tral­kli­nik sol­len Inves­ti­tio­nen in die bestehen­den Kran­ken­häu­ser auf „betriebs­not­wen­di­ge Maß­nah­men beschränkt“ blei­ben, die „zur Auf­recht­erhal­tung des jewei­li­gen Kran­ken­hau­ses zwin­gend erfor­der­lich sind. Inves­ti­tio­nen in die bestehen­den Kran­ken­häu­ser, die einen Wert von 100.000 Euro über­stei­gen, müs­sen von der Geschäfts­füh­rung der Zen­tral­kli­nik geneh­migt wer­den.

Klinikstandorte Aurich, Norden und Emden gehen für ein 1 Euro an die Zentralklinik mbH

Die Kran­ken­häu­ser in Aurich, Nor­den und Emden (soge­nann­te „Bis­he­ri­ge Betriebs­ge­sell­schaf­ten“), sol­len zu einem sym­bo­li­schen Kauf­preis von jeweils 1,00 Euro an die Trä­ger­ge­sell­schaft Zen­tral­kli­nik mbH über­ge­hen. Umge­setzt wer­den soll dann auch die Absichts­ver­ein­ba­rung (Let­ter of Intent), die die Betriebs­rä­te bei­der Kran­ken­häu­ser bereits unter­schrie­ben haben. Durch die­se Ver­ein­ba­rung sol­len im Rah­men der Zusam­men­füh­rung aller drei Kran­ken­häu­ser Per­so­nal­kos­ten in „sozi­al­ver­träg­li­cher Wei­se“ redu­ziert wer­den. Aus­ge­hend von der ein­zu­spa­ren­den Sum­me, könn­te dies etwa 500 Stel­len betref­fen.

Sprecherentscheid: Eppmann hat das letzte Wort

Im § 7 (Geschäfts­füh­rungs­be­fug­nis) ist fest­ge­legt, das alle Ent­schei­dun­gen dem Geschäfts­füh­rer­ple­num vor­zu­tra­gen sind. Die­se dür­fen jedoch nicht gegen den Wil­len des Spre­chers der Geschäfts­füh­rung durch­ge­führt wer­den, soge­nann­ter „Spre­cher­ent­scheid“. Spre­cher der Eppmann3Geschäfts­füh­rung Zen­tral­kli­nik ist der­zeit Claus Epp­mann

Um die Akzep­tanz des Pro­jek­tes Zen­tral­kli­nik in der Öffent­lich­keit und den Beleg­schaf­ten der drei Kran­ken­häu­ser sicher zu stel­len, ver­pflich­ten sich die Kom­mu­nen laut § 28 wei­ter­hin, jeg­li­che Infor­ma­ti­on der Öffent­lich­keit nur durch die Trä­ger­ge­sell­schaft vor­neh­men zu las­sen. Dar­über hin­aus sind sie zur Loy­li­tät ver­pflich­tet und haben sämt­li­chen „wirt­schaft­lich zumut­ba­ren und/oder zweck­mä­ßi­gen Ände­run­gen bzw. Ergän­zun­gen des Kon­sor­ti­al­ver­tra­ges zuzu­stim­men“, heißt es im § 32.

Entscheidung über den Vertrag soll den neu gewählten Gremien überlassen bleiben

wahlBekannt wur­de der 28 Sei­ten umfas­sen­de Ent­wurf des Kon­sor­ti­al­ver­trags im Rah­men einer Pres­se­mit­tei­lung des Akti­ons­bünd­nis­ses Kli­ni­ker­halt aus Emden. Deren Spre­cher, Alfred Schmidt, hat­te in schar­fen Wor­ten kri­ti­siert, das die Ent­schei­dung über die­sen weit­rei­chen­den Ver­trag auch anbe­tracht des Wahl­er­geb­nis­ses in Emden dem neu gewähl­ten Rat der Stadt Emden vor­be­hal­ten blei­ben müs­se. Auch die Grü­nen im Auricher Kreis­tag ver­lang­ten bereits eine Ver­ta­gung. Land­rat Harm-Uwe Weber hat­te dage­gen erklärt, dass die­ser Ver­trag vom noch amtie­ren­den Kreis­tag zu ver­ab­schie­den sei, da die­ser im The­ma ein­ge­ar­bei­tet sei. Die Legis­la­tur­pe­ri­ode des alten Kreis­ta­ges wie auch des Emder Rats gilt bis 31. Okto­ber.

Weber erbost: Aktionbündnis ”verantwortungslos” und ”polemisch”

Auf die Ver­öf­fent­li­chun­gen der Details des Kon­sor­ti­al­ver­tra­ges und deren Ein­ord­nung durch das Akti­ons­bünd­nis Kli­ni­ker­halt reagier­ten der Auricher Land­rat Harm-Uwe Weber und Emdens vlcsnap-error924Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Bor­n­e­mann (bei­de SPD) nach Berich­ten der Ost­frie­si­schen Nach­rich­ten „nahe­zu erbost“. Die Ver­öf­fent­li­chun­gen sei­en „ver­ant­wor­tungs­los“, „pole­misch“ und in der „Sache völ­lig falsch“. So sei etwa die Behaup­tung, das 162 Arbeits­ver­trä­ge im Emder Kli­ni­kum nicht plan­mä­ßig ver­län­gert wür­den „kom­plet­ter Unfug“. Rich­tig sei, dass es inge­samt 160 Arbeits­ver­trä­ge gäbe, die im kom­men­den Jahr enden. Dem Akti­ons­bünd­nis warf Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Bor­n­e­mann „man­geln­de Serio­si­tät“ vor.

Land­rat Harm-Uwe Weber erklär­te gegen­über der Ost­frie­sen-Zei­tung, dass die 12,5 Mil­lio­nen Euro Pla­nungs­kos­ten in den kom­men­den Jah­ren durch die För­de­rung des Lan­des Nie­der­sach­sens in die Kas­sen der Stadt Emden und des Krei­ses Aurich zurück­flie­ßen wür­den.

Landesregierung dementiert Zusage eines Förderzuschusses

gerdes

Hil­ko Ger­des

Im Juni 2016 hat­te die FDP-Frak­ti­on im Nie­der­säch­si­schen Land­tag im Rah­men einer „Klei­nen Anfra­ge zur schrift­li­chen Beant­wor­tung durch die Lan­des­re­gie­rung” (Druck­sa­che 17/5665) unter ande­rem wis­sen wol­len, ob die geplan­te Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil einen För­der­zu­schuss durch das Land Nie­der­sach­sen erhal­te. Nach Anga­ben der Lan­des­re­gie­rung gäbe es dazu zur­zeit kei­nen Beschluss. Der Vor­ha­ben­trä­ger habe mit Datum vom 7. März bzw. 20. April ledig­lich einen Fest­stel­lungs­be­scheid über die medi­zi­ni­schen Fach­rich­tun­gen und deren Kapa­zi­tä­ten mit ins­ge­samt 814 Bet­ten erhal­ten.

Eine För­der­zu­sa­ge sei­tens des Lan­des set­ze ein von der Ober­fi­nanz­di­rek­ti­on Han­no­ver bau­fach­lich geprüf­te Pla­nungs­un­ter­la­ge vor­aus. Damit wer­de im Lau­fe des Jah­res 2018 gerech­net. Der CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de im Kreis­tag, Hil­ko Ger­des, hat­te erst kürz­lich eine Art ”Brand­brief” an den Auricher Land­rat geschickt und dar­in die Befürch­tung geäu­ßert, dass sich im Nie­der­säch­si­schen Land­tag die Mehr­heits­ver­hält­nis­se ändern könn­ten und unter einer CDU-Regie­rung För­der­gel­der nicht in erwar­te­ter Wei­se aus­ge­schüt­tet wer­den könn­ten.

Bornemann: Planungen machen Geldforderungen unumgänglich

BornemannAnfang des Jah­res hat­te Land­rat Harm-Uwe Weber den Auricher Kreis­aus­schuss bereits auf­ge­for­dert, eine Mil­lio­nen Euro für die zu bezah­len­den Pla­nungs­kos­ten zu geneh­mi­gen. Die­ser hat­te dem Land­rat jedoch nur 200.000 Euro geneh­migt. Auch der Ver­wal­tungs­aus­schuss der Stadt Emden soll­te sei­ner­seits eine wei­te­re Mil­lio­nen aus dem Haus­halt frei­ge­ben, was er dann auch tat. Bereits damals kün­dig­te Land­rat Harm-Uwe Weber an, dass die­se Geld­for­de­run­gen nur der Anfang sei­en. Falls das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik schei­te­re, sei das Geld aller­dings ver­lo­ren.


Im Wort­laut:

Pres­se­mit­tei­lung Land­kreis Aurich: Akti­ons­bünd­nis ver­un­si­chert Bevöl­ke­rung wie­der mit fal­schen Behaup­tun­gen


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