..in weiteren Rollen: die KV
okj-Kommentar
von Helmut Hagemeister
Der Berg kreißte.. und gebar: eine Maus. Seit Monaten kündigen die Planer der Zentralklinik ein „Konzept für die zukünftige ambulante Notfallversorgung“ an, an dem hinter den Kulissen („fieberhaft“ ?) gearbeitet werde. Denn die Planungen zur Zentralklinik gehen dahin, daß mit dem Schließen der Krankenhäuser natürlich auch deren Notfallambulanzen wegfallen. Was letzte Woche zusammen mit Vertetern der Kassenärzte (KV) als Ergebnis präsentiert wurde, verdient nicht die Bezeichnung „Konzept“. Und es zeigt mitnichten eine „Ersatzlösung“.
Unter dem großspurigen Namen „Gesundheitszentrum“ will man im Grundsatz die – an den Kliniken – bereits jetzt bestehenden Bereitschaftsdienstpraxen der KV, allerdings mit einigen Modifikationen, als zukünftige Lösung anbieten. Aufgrund der personellen Engpässe bei den niedergelassenen Ärzten sind diese Praxen seitens der KV (anders als die bestehenden Notfallambulanzen in der Verantwortung der Krankenhäuser) nicht rund um die Uhr besetzt.
Sie sollen – so der Vorschlag – zukünftig durch Personal aus der Klinik verstärkt werden, so daß rund um die Uhr jederzeit ein Arzt und eine med. Assistenz in der Anlaufstelle verfügbar ist.
Ambulante Filtertüten
Die Hauptaufgabe – und das ist das eigentlich Neue – dieser Anlaufstelle wird es sein, hinsichtlich der eintreffenden Patienten eine Vorfilterung und Weiterleitung wahrzunehmen. Darüber wird sichergestellt, daß das Krankenhaus nur noch die Fälle bekommt, die stationärer Behandlung bedürfen und ihm somit die Notfallpatienten vom Leib gehalten werden, an denen es nicht verdienen kann. Ein Teil der Fälle soll, soweit möglich, durch den KV-Notdienst (oder MVZ-Ärzte vor Ort, sofern verfügbar) behandelt werden. Der Rest wird an die Regeltermine in den Sprechstunden der Haus- und Fachärzte verwiesen.
Die zukünftige (Zentral-) Klinik wird sich alle Unterstützungsleistungen, die sie hier erbringt, aus den Budgets der KV bezahlen lassen. Die Modalitäten einer solchen Verrechnung sind rechtlich noch nicht geklärt, außerdem müssen auch noch die Kassen zustimmen. Ebensowenig gibt es bisher konkrete Pläne hinsichtlich der Menge und der Qualifikation des zur Unterstützung angebotenen Klinikpersonals, und auch die künftige medizintechnische Ausstattung der Notfallpraxen ist nicht abgestimmt.
Wenig überraschend sprechen im Kleingedruckten alle Beteiligten von einem „ersten Entwurf“ und teilen mit, daß die Arbeitsgruppe „erst zweimal getagt“ habe. Man muß aber kein Prophet sein, um davon auszugehen, daß zb. bei der Diagnostik weniger mehr sein wird – man will ja „keine zweite Klinikinfrastrukur“ aufbauen.
Hohe Kunst vereppelnder PR
Ärgerlich für den Patienten ist nur, daß die erste ihm gerade ersatzlos gestrichen wird und ihm stattdessen eine vom Zweck und Leistungsfähigkeit völlig verschiedene Einrichtung als Ersatz angepriesen wird. Wir bewegen uns hier auf dem Feld der höheren ver-eppelnden PR, und da paßt dann auch als I‑Tüpfelchen der treuherzige Gesang einer Dame gleichen Namens rein, die betont, daß man ja nicht beabsichtige, Rettungswachen, Arztpraxen oder Apotheken zuzumachen in Norden, Aurich, Emden.
Uff, na dann.
Einen schönen Nebeneffekt hat das so vorgestellte Thema „ambulante Notfallversorgung“ noch :
Ob Wegfall der Notaufnahmen vor Ort, ob zunehmender Haus- und Fachärztemangel – der eigentliche Problembär ist doch der mangelhaft informierte und gesteuerte Patient. Das Szenario von verantwortungslosen Patienten, die völlig ohne Not nachts um 2 Uhr in die Notaufnahmen der Kliniken laufen, sollte man sich hier besser nicht einleuchten lassen wir alle sind gemeint, jeder, der Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen will, für die er sein Arbeitsleben lang KV-Beiträge und Steuern bezahlt, wird am Eingangstor in die Medizinwelt im Zuge seiner „Erstbegutachtung“ unter ganz anderen als medizinischen Gesichtspunkten durchgecheckt.
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