okj-Kommentar
von Jürgen Wieckmann
„Not amused“ war Landrat Harm-Uwe Weber über eine in der Tat provokante Anfrage der okj-Redaktion zu dem vom Kreistag und dem Rat der Stadt Emden abgesegneten Gesellschaftervertrag „Zentralklinik“. „Verkauft“ wurde dieser als notwendiger Schritt, um überhaupt Fördergelder beim Land Niedersachsen für dieses Vorhaben einwerben zu können. Dass mehr dahinter steckt, offenbarte sich nicht zuletzt an ebenfalls abgesegneten Vereinbarungen mit den Betriebsräten, die dem geplanten Personalabbau schon mal freundlich zustimmten – in einer Absichtserklärung.
Im guten Glauben an die Worte des Landrats, dass es ja nur um eine formale Grundlage für den Förderantrag gehe – stimmten die Mehrheiten beider Parlamente dem Vertrag zu – wohl ohne zu bemerken, dass sie sich damit selbst entmachtet haben. Webers Hinweis in der Ostfriesen-Zeitung, nach dem der Beirat, dem Politiker aller Fraktionen des Auricher Kreistages und des Emder Rates angehören, ist da eher eine Farce. Dazu reicht ein Blick auf § 12 des Gesellschaftsvertrages.
Vernachlässigen wir mal, dass selbst ein Befürworter der Zentralklinik aus CDU-Kreisen seine Zustimmung zu dem Vertragswerk verweigerte, weil ihm diese Konstruktion nicht geheuer war. Respekt vor solchen Kreistagsabgeordneten.
Dem Landrat mag der tiefere Sinn dieser Anfrage wohl entgangen zu sein. Den hätte er bei der ehemaligen Landratskandidatin Antje Gronewold am 04.04.15 in den Ostfriesischen-Nachrichten lesen können. Die Bürger sollten endlich bei den Planungen für die Zukunft der Krankenhäuser beteiligt werden. Nicht nur „bauchgefühlt“ (Bornemann) mehren sich in der Bürgerschaft heftige Proteste gegen das Vorhaben. In den beiden Parlamenten Emden und Aurich scheint das allerdings nicht bemerkt zu werden. Ein einziger Widerspruch. Gronewold forderte deshalb ein Ende der Politik von oben herab.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die bevorstehende Werbetournee für das Projekt in Emden (20.4.), Aurich (21.4.) und Norden (22.4.) auch nur deshalb angesetzt wurden, weil Widerstand in der Bevölkerung wächst. Die Planungen „Zentralklinik Georgsheit“ gibt es schließlich seit November 2013 – genügend Zeit, die Bürger an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Doch das war wohl nicht wirklich vorgesehen.
In der Kreistagssitzung am 18. März war der dafür Schuldige schnell gefunden. Landrat Harm-Uwe Weber. Ihm wurde vorgehalten, das „Kommunikationsproblem“ mit dem Bürgern vernachlässigt zu haben. So nennt man das., wenn A etwas will, was B nicht möchte. Das ist natürlich kein ”Kommunikationsproblem”, sondern ein Interessenunterschied. Welches Interesse sich am Ende des Tages durchsetzt, ist kein Job für „Kommunikationsberater“ und „PR-Profis“ – sondern eine schlichte Machtfrage.
Alle Macht geht vom Volke aus, so steht es im Grundgesetz. Die Institutionen, die das repräsentieren, sind die Parlamente. Will man der nicht wirklich repräsentativen Umfrage auf den Internet-Seiten der „Ostfriesischen Nachrichten“ Glauben schenken, müssten im Kreistag etwa 79 Prozent Kritiker und 19 Prozent Befürworter des Projektes Zentralklinikum vertreten sein.
Man wird beobachten, welche Kreistagsabgeordneten sich auf den drei Informationsveranstaltungen den Bürgern stellen und erklären, warum das Parlament die Signal der Bürger missachtet.
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