Bad Säckingen/Emsdetten/Ostfriesland (okj) – Bürgerinitiativen aus Bad Säckingen, Emden, Aurich, Norden und Emsdetten haben am gestrigen Sonnabend (16.07.) in einer Videokonferenz den Grundstein für eine deutschlandweite Kooperation von Fördervereinen, engagierten Bürgern und verschiedenen Initiativen gelegt, die vor Ort für ihre wohnortnahen Krankenhäuser eintreten. Dies teilte Hubert Haverkamp aus Emsdetten im sozialen Netzwerk Facebook mit.
Ziel der Organisation mit dem Namen „Bündnis pro Krankenhäuser wohnortnah” sei es, den Kampf der Bürger für wohnortnahe Gesundheitsversorgung zu unterstützen sowie Partner aus Politik und Medien für gemeinsame Aktionen zu gewinnen und zu koordinieren. Die Basisgruppen der beteiligten Bürgerinitiativen umfassen ca. 100 Mitglieder. Der erweiterte Kreis werde auf 8.000 geschätzt. Die Zahl der betroffenen Bürger sei allerdings um ein vielfaches höher, betonte Haverkamp.
Lokale Folgen verfehlter Gesundheitspolitik im Bund
„Offensichtlich werde in allen Regionen, in denen Krankenhäuser geschlossen werden sollen, der interne Kampf gegen Kommunalpolitiker, Krankenhausträger und den ruinösen Wettbewerb zwischen bestehenden Krankenhäusern betrieben”, erklärte die Mitbegründerin der bundesweiten Initiative, Monika Sonnenberg. Die Wut allein an den Kommunalpolitikern abzulassen, koste allerdings auch viel Zeit. ”Die wenigsten sehen überhaupt, wie es zu den Situationen vor Ort komme”, so Sonnenberg.
Durch die 2004 durch Bundesgesetzgebung eingeführte Fallpauschalen haben mittlerweile alle Bundesländer deutlich zu wenig in ihre Krankenhäuser investieren können. Diese seien deshalb gezwungen, dringend erforderliche Investitionen aus laufenden Einnahmen zu bestreiten. Da dies schlichtweg nicht machbar ist, würden kleine, bürger- und wohnortnahen Krankenhäuser langsam aber sicher vor die Wand gefahren, schrieb Sonnenberg.
Das entscheidende: Qualitativ hochwertige Gesundheitsfürsorge vor Ort
Wie Jürgen Wieckmann vom Förderverein UEK in Norden erklärte, kenne man Dank des bundesweiten Informations- und Erfahrungsaustausches auch in Ostfriesland das Drehbuch des Zentralklinik-Machers Claus Eppmann in allen Einzelheiten. Quer durch die Bundesrepublik Deutschland werde nach dem immer gleichen Muster vorgegangen, um wohnortnahe Krankenhäuser schließen zu können. Schwerpunkt des Fördervereins werde deshalb vor allem die wohnortnahe Grund- und Regelversorgung der Bürger sein. Über das Für und Wider einer Zentralklinik sei in den letzten zwei Jahren eigentlich alles gesagt worden.
Völlig ausgeblendet sei bislang, wie nach einer geplanten Schließung der Krankenhäuser die Gesundheitsfürsorge – vor allem aber auch Nachsorge – der Menschen aussehen soll. Das gelte nicht nur allein für die Stadt Norden und deren ländliches Umfeld. Nirgendwo in Deutschland gäbe es funktionierende Notfallaufnahmen ohne ein Krankenhaus. Diese seien als Anlaufstelle extem wichtig, auch um Krankenhäuser zu entlasten.
Krankenhaus-Schließungen: Planungen am Grünen Tisch
Die Erklärung der Zentralkliniker in Ostfriesland, man habe dafür noch keine Lösung und „arbeite an einem Konzept“, ist ein schlechter Witz, so Wieckmann. Die Vorstellung der Planer, die Gesundheitsfürsorge der Menschen den niedergelassenen Ärzten auf eigenes Risiko vor Ort zu überlassen sei schlichtweg irreal und stamme eher von Planungsstäben am grünen Tisch. Gerade auch in ländlichen Regionen würden immer mehr Arztpraxen geschlossen, weil diese keine Nachfolger finden.
Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Klinikerhalt in Ostfriesland, werde sich auch der Förderverein in Norden mit ähnlichen Fördervereinen anderer Krankenhäuser in Deutschland austauschen und sich an gemeinsamen bundesweiten Aktionen beteiligen, so Wieckmann. Die Koordination werde mit modernen Kommunikationsmitteln bewerkstelligt, zu denen auch Videokonferenzen gehören. Dabei sollen bundesweit Arbeitsgruppen gebildet werden, die von einzelnen Initiativen getragen werden. Auf diese Weise könne eine zielgerichtete Vernetzung auf mehreren Ebenen gewährleistet sein.
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