Brackenheim (HsT/okj) – Weil sie in ökonomische Schräglage geraten, werden immer mehr Krankenhäuser in Deutschland geschlossen. Hauptgrund dafür sind die 2004 gesetzlich eingeführten Rahmenbedingungen, die mit der sogenannten Fallpauschale vor allem kleinere Krankenhäuser einer gewollten Marktbereinigung unterwerfen. Doch immer mehr Menschen wehren sich gegen dieses Politik.
Am vergangenen Montag (10.9.) lud auch die in Heilbonn erscheinende Tageszeitung „Heilbronner Stimme“ zu einem Themanabend „Krankenhaus auf der Kippe“ ein. HSt-Chefredakteur Uwe Ralf Heer griff damit ein Thema auf, welches die Menschen nicht nur in Heilbronn bewegt. Dort steht das SLK-Klinikum Brackenheim im Zabergäu zur Disposition.
Das Zabergäu ist eine Region in Baden-Württemberg, rund 40 km nördlich von Stuttgart und 50 km östlich von Karlsruhe. Namensgebend ist die Zaber, ein linker Nebenfluss des Neckars.
Ist das noch ein Krankenhaus?
”Es steht nicht besonders gut um unser Krankenhaus”, räumte auch Brackenheims Bürgermeister Rolf Kieser ein, zugleich Vorsitzender des mehr als 700 Mitglieder zählenden Krankenhaus-Fördervereins, berichtet die Heilbronner Stimme in ihrer online-Ausgabe. Geschäftsführung und Aufsichtsräte der SLK Kliniken GmbH wollen das Krankenhaus allenfalls in abgespeckter Form weiterführen.
Momentan gibt es vier Abteilungen, mit einem Schwerpunkt bei der Geriatrischen Rehabilitation. Nun sind der Wegfall der chirurgischen und der inneren Abteilung im Gespräch. ”Ist das dann noch ein Krankenhaus?” fragte sich nicht nur Rolf Kieser.
Der Bürgermeister verwies auf die ”hohe Akzeptanz” des Krankenhauses im Zabergäu, die überdurchschnittliche Auslastung der Betten, auch die hohe Einweisungsquote seitens der niedergelassenen Ärzte. Dass sich die Patienten in Brackenheim gut aufgehoben fühlen, die familiäre Atmosphäre schätzen, bestätigten etliche Zuhörer. ”Hier sind wir noch Menschen, nicht Nummern”, bekommt auch Krankenhaus-Seelsorger Willi Forstner immer wieder zu hören.
”Wo bleibt die soziale Verantwortung des Staates?”, fragte ein Besucher. Die Menschen im Zabergäu pochen auf die wohnortnahe Versorgung, die SLK-Klinik in Heilbronn ist ihnen im Notfall zu weit entfernt. Das Argument, dass das Brackenheimer Krankenhaus rote Zahlen schreibt, derzeit knapp zwei Millionen Euro jährlich, ist für viele Zuhörer im System begründet. ”Brackenheim hat einen Pflegebetten-Schwerpunkt”, stellte eine Diskutantin klar. Geld verdiene man mit Operationen, doch die seien in Heilbronn angesiedelt.
Das wirtschaftliche Argument ist für viele aber ohnehin nicht das entscheidende. Ob der Krankenhausstandort Brackenheim erhalten bleibt, ist für sie zuallererst eine politische Entscheidung. Und da sehen sie die lokalen Kreisräte in der Pflicht, Farbe zu bekennen. Die mutmaßlich entscheidende Sitzung des Heilbronner Kreistags ist Anfang November.
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