Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Konsortialvertrag: Neuer Kreistag soll entscheiden

P1000834Norden/Aurich (okj) ‑Das Akti­ons­bünd­nis Kli­ni­ker­halt erwar­tet, dass die weit­rei­chen­de Ent­schei­dung über den Kon­sor­ti­al­ver­trag zwi­schen der Zen­tral­kli­nik mbH, dem Land­kreis Aurich, der Stadt Emden und den Kli­ni­ken in Emden und Aurich dem neu gewähl­ten Kreis­tag vor­be­hal­ten bleibt. Das ver­lan­ge der Respekt vor den Wäh­lern, beton­te Mar­git­ta Schweers vom Akti­ons­bünd­nis in Nor­den.

Land­rat Harm-Uwe Weber (SPD) hat­te ange­kün­digt, dass der noch amtie­ren­de Kreis­tag zeit­gleich mit dem Emder Rat das Ver­trags­werk am 29. Sep­tem­ber 2016 ver­ab­schie­den soll. Die Legis­la­tur bei­der Orga­ne endet erst am 31. Okto­ber. Laut Weber soll der alte Kreis­tag dar­über abstim­men kön­nen, da die­ser das Ent­schei­dungs­ver­fah­ren zur Zen­tral­kli­nik von Anfang an beglei­tet hat.

Das letzte Wort haben die Wähler

JWI G 8443Wel­che Mehr­heits­ver­hält­nis­se nach der Kom­mu­nal­wahl am 11. Sep­tem­ber den neu­en Kreis­tag bestim­men wer­den, kön­ne der­zeit nie­mand vor­aus­sa­gen, beton­te Schweers. Das letz­te Wort hät­ten die Wäh­ler – als eigent­li­cher Sou­ve­rän. Hier wer­de offen­sicht­lich der Ver­such unter­nom­men, das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik mit den noch siche­ren Mehr­hei­ten durch­zu­brin­gen. Man erwar­te vom alten Kreis­tag noch soviel poli­ti­schen Respekt vor den Nach­fol­gern, dass die Ent­schei­dung ver­tagt und dem neu gewähl­ten Kreis­tag zur Abstim­mung vor­ge­legt wer­den kann.

Dar­über hin­aus umfas­se der Kon­sor­ti­al­ver­trag nach Infor­ma­ti­on des Akti­ons­bünd­nis­ses über 50 Sei­ten und stel­le ein kom­ple­xes juris­ti­sches Werk zwi­schen Gesell­schafts- und Kom­mu­nal­recht dar. Dem Ver­neh­men nach sol­len die Abge­ord­ne­ten das Ver­trags­werk erst sie­ben Tage vor der Abstim­mung aus­ge­hän­digt bekom­men.

Komplexes juristisches Vertragswerk

Konsortial BildEin der­art kom­ple­xer Ver­trag, der seit Ende 2015 durch die Rechts­be­ra­tung der BDO-Legal im Hin­ter­grund erar­bei­tet wor­den ist, müs­se von den gewähl­ten Abge­ord­ne­ten genau­es­tens geprüft wer­den kön­nen. Das sei selbst für Fach­ju­ris­ten des Kom­mu­nal­rechts in seriö­ser Wei­se kaum leist­bar. Bis­lang sei nach Infor­ma­tio­nen des Akti­onbünd­nis einem aus­ge­wähl­ten Kreis von Abge­ord­ne­ten ledig­lich eine 15seitige Power-Point-Prä­sen­ta­ti­on vor­ge­führt wor­den. Als Ent­schei­dungs­grund­la­ge sei dies voll­kom­men unbrauch­bar. In solch juris­tisch anspruchs­vol­len Ver­trags­wer­ken ste­he das Ent­schei­den­de meist „zwi­schen den Zei­len“ oder im „Klein­ge­druck­ten“.

Darf Weber noch in diesem Monat unterschreiben?

vlcsnap-error924Sobald die bei­den Haupt­ver­wal­tungs­be­am­ten Weber und Bor­n­e­mann als Gesell­schaf­ter des Vor­ha­ben­trä­gers Zen­tral­kli­nik durch die obers­ten poli­ti­schen Orga­ne bei­der Kom­mu­nen berech­tigt wer­den, den Ver­trag zu unter­zeich­nen, unter­lie­gen wei­te­ren Schrit­te im Außen­ver­hält­nis dem all­ge­mei­nen Gesell­schafts­recht. Die for­ma­len Mit­wir­kungs­rech­te der kom­mu­na­len Gre­mi­en sol­len bekannt­lich erheb­lich redu­ziert wer­den.

Die Ankün­di­gung von Zen­tral­kli­nik-Spre­cher Claus Epp­mann, der am liebs­ten kei­ne Poli­ti­ker im Auf­sichts­rat der Zen­tral­kli­nik hät­te, soll­te man ernst neh­men. Schweers: „Der Mann meint was er sagt“. Laut Epp­mann sei es frü­her so gewe­sen, dass die Gro­ßen die Klei­nen schlu­cken. Heu­te schlu­cken die Schnel­len die Lang­sa­men. Wie man das macht, füh­re Epp­mann gera­de auf recht pro­fes­sio­nel­le Wei­se vor.

Hoffnung auf kritischeren neuen Kreistag

eppmann_hinteAllen in Wahl­kampf­zei­ten erklär­ten Bekun­dun­gen, man wol­le die Bür­ger bei den Ent­schei­dun­gen mit ein­be­zie­hen und befür­wor­te ein Bür­ger­be­geh­ren, wür­den bereits jetzt durch sol­che vor­ge­zo­ge­nen Ter­mi­nie­run­gen auf par­la­men­ta­ri­scher Ebe­ne aus­ge­he­belt. Man sei offen­sicht­lich nicht ein­mal bereit, eine solch bedeut­sa­me Ent­schei­dun­gen zum Kon­sor­ti­al­ver­trag jenem Kreis­tag zu über­las­sen, den die Bür­ger am kom­men­den Sonn­tag neu wäh­len wer­den.

Offen­sicht­lich fürch­te Land­rat Harm-Uwe Weber, künf­tig mit einem Kreis­tag zu tun zu haben, der nicht alles mehr oder weni­ger kri­tik­los abnickt. Kom­mu­nal­po­li­ti­ker aller poli­ti­schen Par­tei­en soll­ten sich lang­sam fra­gen, war­um selbst Befür­wor­ter der Pla­nun­gen die­sen poli­ti­schen Stil „von oben her­ab“ kri­tisch ein­ord­nen.

Warten auf die zweite Machbarkeitsstudie

Schweers erin­ner­te dar­an, das Land­rat Harm-Uwe Weber am 18.3.2015 dem Kreis­tag ver­si­chert habe, dass der damals zur Abstim­mung gestell­te Trä­ger­schafts­ver­trag Zen­tral­kli­nik vor allem dazu die­ne, eine recht­li­che Grund­la­ge zu schaf­fen, um für das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik über­haupt För­der­gel­der in Nie­der­sach­sen ein­wer­ben zu kön­nen. Inzwi­schen beschäf­ti­ge man ein Geschäfts­füh­rer und pla­ne msdie bestehen­den Kli­ni­ken der Trä­ger­ge­sell­schaft zuzu­füh­ren. Kreis­tag und Bür­ger sei­en letzt­lich auf die Rol­le von Zuschau­ern redu­ziert wor­den.

Bis heu­te war­ten die Abge­ord­ne­ten des Kreis­ta­ges auf die ange­kün­dig­te Mach­bar­keits­stu­die II, auf deren Basis wei­te­re Ent­schei­dun­gen für oder gegen das Vor­ha­ben erfol­gen soll­ten. Das Akti­ons­bünd­nis hof­fe der­zeit, dass die Bür­ger mit dazu bei­tra­gen, das der künf­ti­ge Kreis­tag als „Par­la­ment der Bür­ger“ in Zukunft sei­ner eigent­li­chen Funk­ti­on gerecht wird. Der Kreis­tag habe als obers­tes poli­ti­sches Organ des Land­krei­ses schließ­lich eine Kon­troll­funk­ti­on und dar­in auch die Auf­ga­be, unab­hän­gig vom Par­tei­buch die Vor­ha­ben einer Ver­wal­tung kri­tisch zu beglei­ten


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