
Durchpflügen und ausmisten ?
Emder Zeitung: Gutachten ist ein Beleg, wie sich ein Krankenhaus selbst in die Miese treiben kann – Befürworter einer Zentralklinik verärgert über Aktionsbündnis

Werten das Regionalgespräch unterschiedlich. Pressekonferenz in Aurich: v.l. Holger Rohlfing (Aktionsbündnis AUR), Staatssekretär Jörg Röhmann, Landrat Harm-Uwe Weber, Oberbürgermeister Bernd Bornemann
Aurich/Emden (okj) – Als bewusste Irreführung der Menschen in der Region haben Landrat Harm-Uwe Weber und Emdens Oberbürgermeister Bernd Bornemann die von Kritikern der geplanten Zentralklinik verbreiteten Einschätzung des Regionalgesprächs bezeichnet. In einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung werfen Weber und Bornemann dem Aktionsbündnis vor, „wider besseres Wissen Diffamierungen, Unterstellungen und Unwahrheiten“ zu verbreiten. Diese stünden im „im krassen Widerspruch zu den tatsächlichen Ereignissen und allen Teilnehmern des Gesprächs bekannten Fakten“.
In einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag (25.6.) in Aurich hatte das Aktionsbündnis erklärt, das bereits vor dem Regionalgespräch das Ergebnis für den Bau einer Zentralklinik und die Schließung der Krankenhausstandorte in Emden, Norden und Aurich feststünden. Als „absolute Unverschämtheit“ und „Diffamierung“ bezeichneten Weber und Bornemann Presseerklärungen des Aktionsbündnisses, die das Regionalgespräch im Nachhinein als Face und Kasperletheater bewerteten.
Entscheidungen über die Köpfe der Bürger hinweg
”Fakt sei“, so heißt es in der Pressemitteilung weiter, dass alle am Regionalgespräch beteiligten Fachleute der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft genau so wie die Chefärzte sich einhellig für die Umsetzung des Projekts ausgesprochen haben. Dies, weil sie die bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung der Menschen in der Region gewährleiste.
Schon im Vorfeld des Regionalgesprächs hatte sich das Aktionsbündnis skeptisch geäußert. Über die Köpfe der Bürger hinweg, habe man hinter verschlossenen Türen beschlossen, die Krankenhäuser zu schließen. Eine Alternative dazu, sei nicht ernsthaft geprüft worden.
Nach Angaben der Befürworter einer Zentralklinik, würden schon heute nahezu 10.000 Patienten aus dem Landkreis Leer und der Stadt Emden in Krankenhäusern außerhalb behandelt werden. Dem Aktionsbündnis sei auf dem Regionalgespräch allerdings nicht gestattet worden, die Ursachen dieser Entwicklung zu benennen. Staatssekretär Jörg Röhmann habe vorgegeben, keine Diskussionen über die Vergangenheit zu führen oder gar Schuldzuweisungen zu formulieren.
Die am Sonnabend in allen ostfriesischen Zeitungen veröffentlichte scharfe Kritik der Befürworter einer Zentralklinik am Aktionsbündnis, ergänzte die Emder Zeitung mit Zitaten aus dem 2013 erstellten Bredehorstgutachten. Der Kreistag hatte damals beschlossen, den UEK-Verbund Aurich/Norden mit einem Bussinesplan zu sanieren. 2015 sollte der größte Krankenhausverbund auf der ostfriesischen Halbinsel eine Schwarze Null erzielen können. Dieser Rettungsplan wurde bislang unter Verschluss gehalten.
Emder Zeitung lässt die Katze aus dem Sack
Wie die Emder Zeitung in ihrer Ausgabe am 27. Juni berichtet, werde schon beim ersten Lesen wird klar, warum die Politik es lieber ganz schnell in der Schublade verschwinden ließ. Es dokumentiere in allen Einzelheiten, wie die Klinik mit ihren zwei Standorten täglich ihr zustehendes Geld nicht einnehme, Patienten durch unkoordinierte Abläufe vergraule, wie sie zu teuer einkaufe, vergesse, Behandlungen zu dokumentieren, teure Ärzte vorhalte die nur selten operiere, wie sie an beiden Standorten vieles anbietete – sich aber nirgendwo wirklich spezialisiere. Das Bredehorst-Gutachten sei ein Beleg dafür, wie sich ein Krankenhaus selbst in die Miese treiben kann – und dafür noch nicht einmal die – oft zu Recht kritisierte – Gesundheitspolitik des Bundes benötigt.
Mehr dazu lesen Sie in der gedruckten Ausgabe und im E‑Paper der Emder Zeitung vom Sonnabend, 27. Juni (Seite 13)
Comments are closed.