Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Watsche für den Landrat ?

jwi_300okj-Kommentar
von Jürgen Wieckmann

Die Ent­schei­dung des Han­no­ve­ra­ner Kran­ken­haus-Pla­nungs­aus­schus­ses war abzu­se­hen. Spä­tes­tens nach dem für das Akti­ons­bünd­nis ent­täu­schend ver­lau­fen­den Regio­nal­ge­sprächs am 23. Juni im Auricher Hotel am Schloss, war den Akti­vis­ten klar:

Hannover will die Zentralklinik.

JWI N 0006Ver­är­gert war man dort, weil Staats­se­kre­tär Jörg Röh­mann den Bür­gern, die sich vor dem Hotel zu einer Mahn­wa­che ver­sam­melt hat­ten, ver­si­cher­te, dass das Gespräch „ergeb­nis­of­fen“ ver­lau­fen wer­de. Als „Kas­per­le­thea­ter auf hohem Niveau“, bezeich­ne­te das Akti­ons­bünd­nis die­ses Regio­nal­ge­spräch im Nach­gang. Nichts war „ergeb­nis­of­fen“.

Auch den beglei­ten­den Wor­ten der Han­no­ve­ra­ner Sozi­al­mi­nis­te­rin Cor­ne­lia Rundt zur heu­ti­gen Pres­se­mit­tei­lung aus dem Minis­te­ri­um traut der­zeit auch kei­ner so recht über den Weg. Wich­tig sei, so die Minis­te­rin, dass die Ver­ant­wort­li­chen vor Ort die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf den wei­te­ren Weg mit­neh­men und eng in die Pla­nun­gen ein­be­zie­hen. Unsi­cher­heit und Sor­gen müss­ten ernst genom­men wer­den.

Was die Ministerin offensichtlich nicht weiß:

JWI N 0012Den Ver­ant­wort­li­chen im Land­kreis Aurich traut kaum einer mehr über den Weg. Seit Jah­ren haben nicht nur Fach­leu­te vor dem dro­hen­den Desas­ter des UEK-Ver­bun­des Aurich/Norden gewarnt, der in Wirk­lich­keit kein Ver­bund ist. Vor allem auch durch die beherr­schen­de SPD-Poli­tik beschäf­tig­te man sich eher mit den Nicke­lig­kei­ten der hin­läng­lich bekann­ten kreis­in­ter­nen Kon­kur­renz­si­tua­ti­on zwi­schen den UEK-Stand­or­ten Aurich und Nor­den.

Ein Gut­ach­ten, wel­ches die­sen UEK-Ver­bund auf öko­no­misch ver­tret­ba­re Füße hät­te stel­len kön­nen, liest sich wie eine Ankla­ge­schrift an die Adres­se der Geschäfts­füh­rung und den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen.

Nicht viel anders kann man auch das Votum des Han­no­ve­ra­ner Aus­schus­ses lesen. Ohne eine struk­tu­rel­le Neu­aus­rich­tung der Kran­ken­häu­ser im Land­kreis Aurich und in der Stadt Emden sei eine eine leis­tungs­fä­hi­ge und wirt­schaft­li­che sta­tio­nä­re Ver­sor­gung dau­er­haft nicht sicher­zu­stel­len, ließ die­ser am heu­ti­gen Mitt­woch die Öffent­lich­keit wis­sen.

Der­ar­tig letzt­lich auch ver­nich­ten­de Urtei­le, wird man aus Han­no­ver wohl kaum über den Land­kreis Witt­mund oder Leer hören.

JWI G 2358Unheim­lich wird einem bei der Vor­stel­lung, dass nun aus­ge­rech­net jenes Füh­rungs­per­so­nal das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik rea­li­sie­ren soll, das zumin­dest im Land­kreis Aurich in den letz­ten rund 14 Jah­ren nur eines gezeigt hat: wie man den immer­hin größ­ten Kran­ken­haus-Ver­bund auf der Ost­frie­si­schen Halb­in­sel de fac­to in die Insol­venz steu­ern kann. Die vor allem haus­ge­mach­ten Wid­rig­kei­ten kön­nen da auch nicht mehr durch Ver­wei­se auf eine wahr­lich aus den Fugen gera­te­ne Öko­no­mi­sie­rung des Gesund­heits­we­sens ver­tuscht wer­den.

JWI G 1032Zu beob­ach­ten war, wie man­che vor allem poli­tisch agie­ren­de Befür­wor­ter der Zen­tral­kli­nik mit einer Art „media­len Dampf­wal­ze“ den Bür­gern mit Macht die Zen­tral­kli­nik zu ver­kau­fen trach­te­ten. Die Mah­nun­gen der Sozi­al­mi­nis­te­rin für „gesell­schaft­li­che Akzep­tanz“ zu sor­gen, waren mit ndie­sem Stil von Anfang an zum Schei­tern ver­ur­teilt. Spür­bar wur­de eher, wie man­chem der Ver­ant­wort­li­chen das Was­ser bis zum Hals stand. Allen vor­an, Land­rat Harm-Uwe Weber, dem „Mis­ter Kran­ken­haus“ im Land­kreis Aurich. Schon unter sei­nem Vor­gän­ger Wal­ter Theu­er­kauf, war Weber für den UEK-Ver­bund ver­ant­wort­lich und auch des­sen Auf­sichts­rats-Vor­sit­zen­der.

Nach dem Urteil aus Han­no­ver, soll­te Weber sich lang­sam die Fra­ge stel­len, ob er der auch poli­ti­schen Auf­ga­be einst als Kran­ken­haus-Dezer­net, heu­te als Land­rat, vor allem aber als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der des UEK-Ver­bun­des über­haupt gewach­sen ist.

Wenn jemand etwas nicht kann, ist das nichts ver­werf­li­ches. Schon gar nicht bei einem The­ma, das wahr­lich viel­schich­tig und kom­pli­ziert ist. Anbe­tracht der jetzt bevor­ste­hen­den, sehr tief­grei­fen­den Umstruk­tu­rie­run­gen der ost­frie­si­schen Kran­ken­haus­land­schaft, fehlt es jedoch nicht nur an Fach­ärz­ten, son­dern lei­der auch an kom­pe­ten­ten Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten in der Poli­tik.


Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.