Ostfriesisches Klinik Journal

Für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser

Konkurrenz statt Kooperation

Aurich (on/okj) – Mit erheb­li­cher Ver­spä­tung wird die­se Woche das Links­herz­ka­the­ter-Labor am Stand­ort Aurich der Ubbo-Emmi­us-Kli­nik an den Start gehen. Dies berich­ten die Ost­frie­schen Nach­rich­ten (ON)  in ihrer heu­ti­gen Aus­ga­be (02.11.). Die AOK Nie­der­sach­sen hält die­se Inves­ti­ti­on von knapp 1,8 Mio. Euro aller­dings für über­flüs­sig. Bereits im Mai die­sen Jah­res erklär­te AOK-Spre­cher Oli­ver Gie­bel den ON, Pati­en­ten im Kreis Aurich sei­en bereits durch die Labors in Leer, Wes­ter­stede und Olden­burg ver­sorgt. Aurich wer­de sich nur dann rech­nen, wenn Pati­en­ten von ande­ren Kli­ni­ken abge­wor­ben wür­den. Durch eine Über­ver­sor­gung ent­ste­he bei allen betrof­fe­nen Kran­ken­häu­sern die Ten­denz, Pati­en­ten unnö­tig zu unter­su­chen – aus wirt­schaft­li­chen Grün­den.

HerzkatheterlaborNach Ein­schät­zung des Akti­ons­bünd­nis­ses für den Erhalt der wohn­ort­na­hen Kran­ken­häu­ser, ist die Kon­kur­renz der Kran­ken­häu­ser unter­ein­an­der ein Grund für wach­sen­de Defi­zi­te. So sehen das auch die Kran­ken­kas­sen. Den Kon­kur­renz­kampf müs­sen unterm Strich die Bei­trags­zah­ler finan­zie­ren, sag­te Gie­bel den ON. Emdens Kli­nik­chef Ulrich Pom­berg for­der­te bereits 2013 mehr Koope­ra­ti­on zwi­schen den Häu­sern – auch mit dem Kran­ken­haus in Leer.

Die SPD-geführ­ten Kom­mu­nen Aurich und Stadt Emden haben sich jedoch anders ent­schie­den. Land­rat Harm-Uwe Weber und Emdens Ober­bür­ger­meis­ter Bernd Bor­n­e­mann wol­len die bestehen­den Häu­ser in den Bal­lungs­zen­tren Nor­den, Emden und Aurich schlie­ßen und für mehr als 250 Mio. Euro eine Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil errich­ten. Schät­zun­gen gehen davon aus, dass der Neu­bau auf der Grü­nen Wie­se erheb­lich teu­rer wer­den wird. Hin­zu kämen wei­te­re Mil­lio­nen in zwei­stel­li­ger Höhe, die in die Infra­struk­tur inves­tiert wer­den müs­sen. Das Pro­jekt Zen­tral­kli­nik wer­de zwar mit Lan­des­mit­teln geför­dert, den­noch müs­se ein erheb­li­cher Anteil aus den Haus­hal­ten der Kom­mu­nen auf­ge­bracht wer­den.

Wachsende Begehrlichkeiten an kommunale Haushalte

taschenrechnerBereits jetzt wer­den Mil­lio­nen für die Vor­pla­nun­gen der Zen­tral­kli­nik benö­tigt. Nach den Vor­stel­lun­gen Webers und Bor­n­e­manns, soll­ten zwei Mio. Euro als soge­nann­tes ”Gesell­schaf­ter-Dar­le­hen” aus Haus­halts­mit­teln von Emden und dem Land­kreis Aurich frei­ge­ge­ben wer­den. Der Auricher Kreis­aus­schuss ver­wei­ger­te Weber die bean­trag­te Mil­lio­nen und kürz­te auf 200.000 Euro. Glei­ches dürf­te nun auch der Ver­wal­tungs­aus­schuss in Emden ent­schei­den. FDP-Rats­herr Erich Boli­ni­us kri­ti­sier­te, dass eine Mil­lio­nen, die auch Emden bei­steu­ern soll, in die­ser Grö­ßen­ord­nung nicht not­wen­dig sei.

Das Pro­blem für Weber und Bor­n­e­mann ist jedoch, das dass Unter­neh­men Zen­tral­kli­nik lau­fen­de Kos­ten ver­ur­sacht – etwa durch den Geschäfts­füh­rer. Dar­über hin­aus müs­sen diver­se Rech­nun­gen bezahlt wer­den. Letzt­lich haben Kreis­tag und Rat der Stadt Emden kein Mit­spra­che­recht mehr. Die Trä­ger­ge­sell­schaft, die nicht ein­mal ein Kran­ken­haus betreibt, wird Monat für Monat wei­te­re Kos­ten ver­ur­sa­chen, die als Dar­le­hen den Haus­hal­ten des Land­krei­ses und der Stadt Emden ent­nom­men wer­den. Dabei ist rela­tiv sicher, dass die ent­nom­me­nen Gel­der nicht zurück­ge­zahlt wer­den. Zusätz­lich wer­den in den nächs­ten Jah­ren wei­te­re Inves­ti­tio­nen in die bestehen­den Häu­ser erfor­der­lich sein.

Demnächst auch Wittmund gefährdet?

Krankenhaus_Wittmund_HaupteingangAnfang April hat­te Aurichs Bür­ger­meis­ter Heinz-Wer­ner Wind­horst die Befürch­tung geäu­ßert, dass die Kom­mu­nen den erfor­der­li­chen Anteil am Kran­ken­haus-Neu­bau in Georgs­heil nicht wer­den auf­brin­gen kön­nen. Anbe­tracht knap­per wer­den­der Haus­halts­mit­tel dro­he des­halb ein Ver­kauf der neu­en Kli­nik an einen pri­va­ten Inves­tor. Dies kön­ne zu einem rui­nö­sen Wett­be­werb aller Kran­ken­häu­ser auf der ost­frie­si­schen Halb­in­sel füh­ren.

Anbe­tracht neu­er Bun­des­ge­set­ze, die den öko­no­mi­schen Druck auf klei­ne­re Kran­ken­häu­ser wei­ter ver­schär­fen wer­den, dürf­te auch das wohn­ort­na­he Kran­ken­haus in Witt­mund gefähr­det sein, heißt es in Krei­sen des Akti­ons­bünd­nis­ses. Der­zeit kön­ne man nur dar­auf set­zen, dass sich die Bür­ger gegen eine sol­che Poli­tik zur Wehr set­zen.

Informationspannen im Landkreis Aurich?

Die in Wahl­kampf­zei­ten ger­ne pos­tu­lier­te Bür­ger­nä­he habe sich beim The­ma ”Zen­tral­kli­nik in Ost­fries­land” als bedeu­tungs­lo­ses Lip­pen­be­kennt­nis erwie­sen. Die Pla­nun­gen lau­fen bereits seit 2013. Die Nicht­be­tei­li­gung der Bür­ger an den Ent­schei­dungs­pro­zes­sen, sei eben kei­ne ”Infor­ma­ti­on­s­pan­ne”, wie eini­ge Befür­wor­ter der Zen­tral­kli­nik Anfang April auf einer Pres­se­kon­fe­renz in Georgs­heil ein­räum­ten. Wer so spricht, wird ein­ge­ste­hen müs­sen, das die Infor­ma­ti­on­s­pan­ne der Land­rat selbst sei.


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