Hintergrund
Mit Zentralklinik in die Schuldenfalle ?
- Gewaltige Kosten für kommunale Haushalte
- Defizite mit neuer Zentralklinik wohl nicht geringer
- Kritische Töne auch aus Hannover
von Jürgen Wieckmann
240 Millionen Euro wird nach heutigem Kenntnisstand (2015) der Neubau eines Zentralklinikums in Georgsheil kosten. Dafür sollen die wohnortnahen Krankenhäuser in den Städten Norden, Emden und Aurich geschlossen werden. Betroffen davon sind nicht nur die rund 110.000 Einwohner dieser Städte, sondern auch die des Umlandes.
Defizite auch für neues Zentralkrankenhaus wahrscheinlich
Begründet wird dies mit wachsenden Defiziten der drei Krankenhäuser. Doch diese Begründung erweist sich schlichtweg als falsch. Das zumindest bestätigt der Geschäftsführer des Emder Klinikums, Ulrich Pomberg.
Gegenüber der Verwaltung der Stadt Emden erklärte Pomberg am 17. März 2015, dass die „ungünstige Kosten-/Erlösrelation für ambulante Notfallbehandlungen“ unter gegeben Finanzierungsbedingungen grundsätzlich auch das Zentralkrankenhaus betreffen werde.
Für Emdens Oberbürgermeister Bernd Bornemann sind Finanzierungsfragen ohnehin zweitrangig. „Man könne nicht einmal sagen, dass ein Zentralklinikum wirklich günstiger und die auszugleichenden Defizite für Stadt und Landkreis geringer werden“, erklärte Bornemann am 18. März 2015 im Heimatblatt. Nach Einschätzung von Pomberg, könnten Defizite allerdings reduziert werden, weil die Notfallaufnahme der Zentralklinik außerhalb der Städte Emden, Aurich und Norden „mutmaßlich von weniger Patienten in Anspruch genommen werden würden“, heißt es im Schreiben Pombergs an die Emder Stadtverwaltung.
Anbetracht solcher Einschätzungen aus berufenen Munde, darf man die als „Information für die Bevölkerung“ laufenden Veranstaltungen als das betrachten, was sie sind: Werbesendungen, die bekanntlich nicht der Wahrheit verpflichtet sind, sondern Produkte zu verkaufen trachten.
Kritik kommt nicht aus dem Bauch
Das ist nichts verwerfliches, doch die Grenzen der Unverschämtheit sind wohl erreicht, wenn die Reklame bei den Bürgern nicht verfängt und sie deshalb tendenziell als dumm betrachtet werden – jedenfalls für uninformiert, „bauchgesteuert“ getrieben von Angst vor Veränderungen und zur Panik neigend. Aus diesem Grund wird derzeit an der Optimierung einer weiteren medialen Bedampfung gearbeitet, die als sogenannte „Informationskampagne“ daher kommen wird. Politisch treibende Kraft beim Projekt „Zentralklinik“ ist Emdens Oberbürgermeister Bernd Bornemann. Daraufhin wurde auch die BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit Sitz in Hamburg ins Boot geholt.
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